Triathlon

Ironman mit langem Atem und großem Herz

Hawaii-Champion Jan Frodeno (Archivbild).
Hawaii-Champion Jan Frodeno (Archivbild).(c) GEPA pictures/ Mathias Mandl
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Hawaii-Champion Jan Frodeno hat am Ostersamstag Großes vor, der Deutsche stellt sich zuhause der Tortur über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rad und einem Marathon. Die Einnahmen will er spenden.

Girona. Triathleten gelten als die härtesten Sportler. Sie meistern extreme Strapazen, trotzen jeder Qual und der Begriff der Aufgabe ist ihnen vollkommen fremd. Wer 3,8 Kilometer schwimmen, dann 180 Kilometer mit dem Rad fahren und zum Schluss noch einen Marathon (42,195 km) laufen kann, hat ganz andere Schmerzgrenzen.

Das aktuelle Aushängeschild dieser Szene ist der Deutsche Jan Frodeno. Der Kölner, 38, gewann als einziger Athlet Olympiagold (2008) und die Ironman-WM, auf Hawaii fühlt er sich geborgen, siegte 2015, 2016 und 2019.

Mit seiner Familie lebt er in Girona, in Spanien sind Radfahrten oder Training über mehrere Stunden ob der Corona-Pandemie im Freien verboten. Also dachte der Deutsche nach: wenn Italiener in ihrer Wohnung Marathon laufen, schafft er doch einen Ironman in den eigenen vier Wänden.

Im Pool mit Gegenstromanlage

Am Ostersamstag will es Frodeno versuchen. Zwischen Sonnenauf- und -untergang will er dieses Unterfangen bewerkstelligen, freilich online live zu verfolgen – mögliche Einnahmen werden gespendet.

Und sein Parcours? Schwimmen will er in seinem Pool, der mit einer Gegenstromanlage ausgerüstet ist. 35 Züge pro 100 Meter, erklärte Frodeno auf Instagram. Gefahren wird auf einem Rad, das auf einen „Rollentrainer“ montiert ist. Damit dabei keine Monotonie für Sportler und Publikum mit dem starren Blick ins Wohnzimmer entsteht, soll ein virtuelles Rennen zugespielt werden. Es wäre kaum verwunderlich, würde Frodeno den Rundkurs von Hawaii wählen. Durch Kona Richtung Norden, der Kohala-Küste entlang auf dem Queen Ka`ahumanu und dem Akoni Pule Highway. Windschattenfahren ist unmöglich, es wäre auch in der Realität verboten. Als Abschluss nimmt er die Marathondistanz auf dem Laufband unter die Beine, wohl auch da sind Einspielungen zu erwarten – bis unerlässlich. Als Einstimmung, als Ablenkung, zur Stärkung. Der Ironman 2020 soll im Oktober steigen.

Seine Botschaft zeugt von Nächstenliebe. Er wolle den Menschen, die derzeit anderen helfen, Mut machen, mit Leistung danken. „Aber: Bleibt zuhause, bleibt fit.“ Von der Nachahmung daheim ist allerdings abzuraten. (fin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2020)

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