Kolumne zum Tag

Kür, Pflicht und dann nur noch Gurkensalat

Es wird gegessen und gekocht, als gäbe es kein Morgen.
Es wird gegessen und gekocht, als gäbe es kein Morgen.(c) imago images/Westend61
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Wenn der Radius klein ist und der Tag lang, spielt Essen eine größere Rolle denn je.

Wenn der Radius klein ist und der Tag lang, spielt Essen eine größere Rolle denn je. Einerseits, weil man erstaunlicherweise umso mehr Hunger hat, je weniger man sich bewegt. (Das ist nicht Hunger, das ist „Appetit“, würde die Oma jetzt sagen, aber es läuft auf dasselbe hinaus.) Andererseits, weil Essen auch eine großartige Beschäftigung ist, sonst wäre die Reiswaffel nie erfunden worden. Eltern von Kleinkindern können ein Lied davon singen.

Nun wird also gegessen und gekocht, als gäbe es kein Morgen, aber auch hier stößt man am Ende von Woche drei an Grenzen: Die Kür ist durch. Das war für die Nerven gut, aufwendiges stundenlanges Geschnipsel, das eine Meditation ersetzen kann. Der Weg ist das Ziel, sozusagen, denn aufgegessen ist alles gleich schnell, egal, wie lang es zubereitet worden ist. Bis auf Käsefondue, das riecht auch noch lang, nachdem nichts mehr davon über ist. Es zwingt einen auch zum Einsatz von Schnaps.

Nach der Kür kommt die Pflicht, zuerst die Lieblingsspeisen der Familie, dann alle Extrawünsche. Der eine will „low carb“, der andere würde sich gern von Nutella mit Nutella ernähren, manche träumen von Obst („außer Äpfel“), aber das ist nicht die beste Zeit dafür. Zumindest die Früchte machen noch Fernreisen.

In der Zwischenzeit muss aber auch das Gehamsterte ein wenig reduziert werden und der nächste Einkauf effizienter erledigt werden. Wenn man vorplant, kommt es aber oft anders. „Ich habe Linsen, aber keine Knödel“, meldet eine Freundin, die nun aus Restl'n neue Formen des Grenadiermarsches erfindet. Eine andere fragt sich, ob Brokkoli mit Gurkensalat („muss beides weg“) als Mahlzeit durchgeht. Selbst in der „Zeit“ fallen alle Hemmungen, es gibt Pasta mit Kartoffeln, was die Autorin und Köchin als „Fest der Stärke“ bezeichnet. Da man nun wieder mehr Rezepte liest: Die größten Lügen bleiben immer gleich: Gelingt immer. In zwanzig Minuten fertig. Schwierigkeitsgrad: Einfach.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2020)

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