Fahrbericht

Treffen der Extravaganten

Lexus UX, hier in optisch dynamischer Komplettvariante F-Sport, trifft auf DS3 Sportback. Beide wollen mit Premium-Chic und viel Design punkten.
Lexus UX, hier in optisch dynamischer Komplettvariante F-Sport, trifft auf DS3 Sportback. Beide wollen mit Premium-Chic und viel Design punkten.(c) Heidrun Henke
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DS Automobiles und Lexus teilen sich ein Thema: von einem Großserienhersteller abgekoppelte Extravaganz. Die Crossover DS3 Crossback und Lexus UX haben aber auch darüber hinaus noch Gemeinsamkeiten.

Wien. Seit 2014 firmiert DS als eigenständige Marke, dagegen wirkt die Toyota-Tochter Lexus, seit 1990 im Geschäft, schon wie eine Veteranin. Die Existenz des so jungen französischen Labels muss sich auch noch ein wenig herumsprechen, denn meist erntet man auf Nennung des Markennamens nur ratlose Blicke (worauf man halt „Citroën“ nachschießt, damit sich alle auskennen; man hat's zumindest probiert).

Genau diese Distinktion (dafür steht das D im Namen: Distinctive Series) ist aber Zweck der Übung, denn mit bloß aufgehübschten und teureren Citroën-Modellen würde man wohl nicht weit kommen. Das jüngste Resultat der Bemühungen lässt sich am DS3 Crossback überprüfen – ein typischer Crossover der kleinen Bauklasse, der als erster im PSA-Konzern auf einer ganz neuen Plattform, geeignet für alle Antriebsarten – also auch Elektro –, gründen durfte (Peugeot 208 und Opel Corsa folgten nach).

Rue de Rivoli

Das Pariser Design-Department ließ keinen Flecken an der Oberfläche – Dekor-Paket Rivoli, wie klingend – ohne Intensivbehandlung. Im Großen und Ganzen ist das recht gefällig geraten, fällt mitunter aber auch lästig, wenn man zum Beispiel an der Mittelkonsole die Funktion der Schalter nicht ablesen kann, weil sie in wilden Winkeln platziert sind und bei Sonneneinfall obendrein blenden.

Die versenkbaren Türgriffe, Tesla hat sie populär gemacht, haben einen gewissen Schauwert, wie sie effektvoll aus der Karosserie fahren. Doch der innen liegende (Plastik-)Teil, auf den der Blick beim Betätigen fällt, muss nach der Autowäsche extra händisch gereinigt werden – sonst wirkt die Lösung unsauber statt edel.

Erfrischend die vielen Grafiken des digitalen Tachos, der mit Lupenskala auch die Markenhistorie bemüht. Das Sound-Design wäre hingegen zu überdenken; der Blinker klingt nach Kasperltheater, und bei milder Fehlbedienung – Türe öffnen bei laufendem Motor – setzt es zur Strafe wirklich grässliche Geräusche.

Die Platzverhältnisse an Bord sind für Kleinwagen-Abmessungen erstaunlich, eine Leistung der neuen Plattform.

Hybrid kostet Kofferraum

Dass der Lexus UX eigentlich eine Klasse größer ist – an Bord merkt man das nicht. Und schon gar nicht am Kofferraum, der ist für ein Viereinhalb-Meter-Auto wirklich mickrig geraten. Das hängt mit dem Hybridantrieb zusammen, die einzige Variante, in der es den UX bei uns gibt. Der dazugehörige Akku sitzt im Heck und dezimiert dort das Volumen fürs Gepäck.

Wie der DS ringt auch der Lexus nach Kräften um Straßenpräsenz – Design-Affinität ist offenbar zentrales Merkmal beider Zielgruppen. Das sogenannte Packaging – vereinfacht die Raumaufteilung – ist weniger die Stärke des UX. Bei 38 Zentimeter mehr Außenlänge holt er nur acht cm mehr Radstand heraus – hauptsächlich deshalb fühlt man sich im UX in keinem größeren Auto als im kürzeren, schmäleren DS3 Crossback.

Premium wollen beide Marken sein. Lexus hat darin Routine, ein untadeliger Ruf in Sachen Bauqualität eilt der Marke voraus. Dem Eindruck weniger zuträglich ist das hybride Antriebskonzept, das wir wegen seiner Effizienz an sich sehr schätzen. Aber wie der Benzinmotor an der Ampel ungeniert bollert, um den Akku auf Ladestand zu bringen, und wie das CVT-Getriebe in bekannter Manier die Drehzahl singen lässt, wenn man zu beschleunigen hat – im teuren Lexus kommt das weniger gut an. Zumal Verbrauchswerte um die acht Liter die Revanche an der Tankstelle schuldig bleiben.

Rücken, die (vielleicht) entzücken: Lexus UX 250h nebst DS3 Crossback.
Rücken, die (vielleicht) entzücken: Lexus UX 250h nebst DS3 Crossback. (c) Heidrun Henke

Auf der Habenseite sind die rein elektrischen Manöver beim Rangieren und die (kurzen) Etappen in Fahrt, bei denen der Verbrennungsmotor ruhen darf. Und  vielleicht das Bewusstsein, dass dieser wenigstens keinen Beitrag zur Schadstoffproblematik leistet.

Im DS3 Crossback muss man den Startknopf, so man ihn einmal gefunden hat, lang gedrückt halten, bis sich der Vierzylinder-Diesel rührt. Im Geräusch gibt er sich unauffällig, auch sonst kann man ihm nichts nachsagen. Mit seinen 130 PS - in dieser Version mit einer Achtgang-Automatik zusammengespannt - ist er schön zugkräftig und sparsam im Betrieb. Diesel in kleinen Autos sind selten geworden, passen zuweilen aber immer noch ganz ordentlich. Die Benziner als Alternative sind allesamt Dreizylinder.

Im Fahrgefühl geben sich beide Autos betont unaufgeregt. Im DS signalisiert schon die angenehm weiche Polsterung der Sitze, dass hier keine Rennen gefahren werden. Einzig die nicht vorhandenen Rückstellungskräfte des Lenkrads missfielen uns, erstens ist die Marke – wenn wir jetzt von Citroën reden – historisch eher für das Gegenteil berühmt, zweitens wirkt es, Pardon, gar Pensi-mäßig, wie man nach der Kurve in die Mittelstellung nachlenken muss.

Große Thrills im kurvigen Geläuf erfährt man auch im UX nicht, dafür ist er nicht bestimmt, und dafür eignet sich auch das CVT-Getriebe nicht. Des Lexus Sonderstellung: Optional gibt es ihn auch mit Allrad – aber da wird es dann schon richtig teuer.

DS3 Crossback B-HDI 130

Maße L/B/H 4118/1802/1536 mm. Radstand 2558 mm. Leergewicht 1250 kg. Kofferraum 350-1050 Liter.

Motor R4-Zylinder-Turbodiesel, 1499 ccm. Leistung max. 96 kW (131 PS) bei 3750/min. Drehmoment max. 300 Nm bei 1750/min.

0–100 km/h in 9,8 sec.

Vmax 195 km/h.

Testverbrauch 6,6 l/100 km.

Frontantrieb. Achtgang-Automatik.

Preis ab 33.600 Euro („So Chic“)

Lexus UX 250h

Maße L/B/H 4495/1840/1540 mm. Radstand 2640 mm. Leergewicht 1580 kg. Kofferraum 320–438 Liter.

Antrieb Benzin-Elektro-Hybrid. R4-Zylinder-Otto, 1987 ccm, max. 112 kW, max. 190 Nm. E-Motor max. 80 kW. Systemleistung 135 kW (184 PS).

0–100 km/h in 8,5 sec. Vmax 177 km/h.

Testverbrauch 8,2 l/100 km.

Frontantrieb (Allrad optional), CVT-Getriebe (stufenlos).

Preis ab 37.690 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2020)

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