Leitartikel

Die EU streitet nicht über Corona, sondern über die Zeit danach

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.APA/AFP/POOL/FRANCOIS LENOIR
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Wenn die Pandemie vorbei ist, werden Frankreich und Spanien so stark verschuldet sein wie jetzt Italien – und Italien so wie Griechenland.

Wie die Länge der Röcke, die Breite der Krawatten, die Höhe der Hosenbünde und die Tiefe der Dekolletés unterliegt auch die Politik dem Wandel der Zeit. Kampfbegriffe, die einst in aller Munde waren, geraten allmählich aus der Mode, werden vergessen – um Jahre später wiederentdeckt und in abgewandelter Form auf neue Standarten gepinselt zu werden.

Dieser Kreislauf der gesellschaftspolitischen Jahreszeiten macht auch vor der Solidarität nicht halt. Mit dem alten Arbeiterslogan „Hoch die internationale Solidarität!“ können heute zwar die Allerwenigsten noch etwas anfangen, doch in der Debatte um die Zukunft der Europäischen Union ist der Begriff präsenter denn je – und das nicht erst seit dem Ausbruch der Coronapandemie. Bereits als es um die Rettung der überschuldeten Banken vor zehn und die Unterbringung der nach Europa flüchtenden Afghanen und Syrer vor fünf Jahren ging, wurde über die Verteilung der Lasten diskutiert. Seitdem das Coronavirus Europa fest im Griff hat, geht es in Brüssel und den anderen Hauptstädten der Union de facto um nichts anderes mehr. Kein Wunder angesichts der Tatsache, dass wir es mit der existenziellsten Krise der Nachkriegszeit zu tun haben.

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