Management

Was hätte uns David Bowie in der Covid-19-Krise geraten?

David Bowie
David Bowie(c) APA (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Lernen von der britischen Musiklegende in vier Lektionen mit den Beratern Susanna Wieseneder, Sören Buschmann und Peter Pilz.

Die Welt steht im Moment still, unsere Köpfe nicht. Wenn Unternehmen diese Zeit (und Sinnkrise) wie David Bowie nützen, um sich neu zu erfinden, ist ein gestärktes Hervorgehen aus der Krise möglich. Vieles wird nach der Krise anders sein. Warum nicht mit dem Alten aufräumen und die unternehmerische Antwort auf das Neue finden, fragen sich die drei Berater Susanna Wieseneder, Sören Buschmann und Peter Pilz? Sie nehmen Anleihe bei David Bowie.

David Bowie zählt mit Sicherheit zu den innovativsten und wandelbarsten Persönlichkeiten der internationalen Musikgeschichte. Er hat viele Menschen inspiriert und kann jetzt als Vorbild dienen. Die Verbindung zur aktuellen Corona-Krise liegt in seiner permanenten Transformation. Bowie hat seine künstlerischen und persönlichen Sinnkrisen - lange bevor es seinem Publikum aufgefallen wäre - dazu verwendet, sich vollkommen neu zu erfinden und damit Jahrzehnte der Musikgeschichte innovativ zu prägen.

Signifikant ist Bowies Haltung zu Veränderung, die für Leader heute, in Zeiten der Krise, eine echte Orientierung bieten kann. Die Konstante seiner erfolgreichen Karriere als Führungsfigur der Popszene war die tiefgreifende persönliche Veränderung durch die Antizipation der gesellschaftlichen und künstlerischen Veränderung – „embrace change“ beschreibt dies treffend.

1. Bowie-Lektion: Veränderungen nicht nur willkommen heißen, sondern diese auch (emotional) umarmen

In seinem Song „Changes“ singt er: „…changes are taking the pace I´m going through.“ Als er dieses Lied 1971 für das Album „Hunky Dory“ schrieb, war er ein noch wenig bekannter, schüchterner, sich am Folk orientierender Sänger und das Album war zunächst nicht erfolgreich. Es bereitete aber den Weg für „Ziggy Stardust“ und für alles was danach kam. Mit „Ziggy Stardust“ hat er ganz bewusst eine Kunstfigur geschaffen und sein Ziel erreicht – Bowie hat die Musik radikal verändert, indem er den Rockstar als furchtlose, unberechenbare Figur präsentierte. „Ziggy Stardust“ war ein völlig glaubhafter Rock-Sänger aus Plastik. „Genau das hat es 1972 gebraucht, einen Rock-Sänger aus Plastik“, sagte Bowie einmal. „Hunky Dory“ wurde in weiterer Folge eines seiner erfolgreichsten Alben.

Heute hoffen wir auf das Ende der Corona-Krise. Doch wann wird dies sein? Bowie hätte uns geraten, dass es sich lohnt, mutig zu sein und das Unausweichliche an der Veränderung in unser Leben zu integrieren.

2. Bowie-Lektion: Der tiefe Blick in das Fremde entängstigt

Es ist die Angst vor dem Neuen und vor der Unübersichtlichkeit, die Führungspersönlichkeiten derzeit zu schaffen macht. Ungewissheit, welche Veränderungen die Krise in den Unternehmen hinterlassen wird. Es gilt entscheidungsfähig und besonnen zu bleiben. Entscheidend wird sein, unter diesen „Schwarzen Schwan-Bedingungen“ nicht in alten Mustern hängen zu bleiben, sondern genau hinzusehen. „Turn and face the strange“ singt Bowie und meint, dem Fremden, dem Unbekannten tief ins Auge zu blicken und standzuhalten.

Übersetzt in die Leadership Welt bedeutet dies, zu akzeptieren, dass die Situation nun eben so ist, wie sie ist. Dass im Unbekannten nicht nur Abgründe und Schatten lauern, sondern auch jenseits der Apokalypsen in den sozialen Medien, Neues liegt. In jedem Fall lernen Leader derzeit auszuhalten, und tastend, experimentierend im Unternehmensnebel zu navigieren. Kleine Schritte zu machen, zu revidieren, was nicht mehr passt. Und auf ein Neues. Weiter.

3. Bowie-Lektion: Begegne dir unverstellt – und wachse

Bowie singt weiter, „So I turn myself to face me“ und hätte heute geraten, uns schonungslos mit uns selbst zu konfrontieren. Sich zu beobachten, reflektieren und zu fragen: Wie reagiere ich gerade? Welche Erfahrungen haben mein Krisenverhalten beeinflusst? Handle ich immer gleich? Übersehe ich etwas? Wo kann oder muss ich gerade über mich hinauswachsen?

In Krisenzeiten fällt die Konfrontation mit sich und eigenen Unzulänglichkeiten nicht sehr leicht. Doch genau hier liegen die Chancen auf neue Perspektiven und persönliche Entwicklung.

4. Bowie-Lektion: Höre und erkenne das Morgen! Jetzt!

Als Bowie 1973 erkannte, dass ihn seine Kunstfigur vereinnahmte, erklärte er am Höhepunkt der Ziggymania im Sommer dieses Jahres bei einem Konzert im Hammersmith Odeon, dass dies die letzte Ziggy-Show sei. Er schaffte so den Raum für viele kreative Alben und unzählige Veränderungen sollten folgen.

„Tomorrow belongs to those who can hear it coming“, sagte Bowie einmal. Diese visionäre Aussage macht uns klar, dass in der Krise auch die Wurzeln für ein neues Morgen liegen. Wie gelingt es, in der Krise innovativ und offen nach vorne zu „handeln“? Wie gelingt es, aus dem Krisenmodus herauszukommen und neben den operativen Handlungen, das große Bild und Zusammenhänge zu erahnen? Die Chance nützen Altes loszuwerden und uns wie unsere Organisationen aufzuräumen?

Wir alle müssen plötzlich viel Neues lernen und neu machen. Das ist verwirrend und fordernd, wie zB die digitale Umrüstung auf Online Unterricht oder Remote Leadership. Durch unser „Durchstolpern“ und „späterem aufrechten Gang“ durch die Krise, stellen wir heute die Weichen für neue Formen der Zusammenarbeit, der Begegnung, der Lebensnotwendigkeiten. Wir haben jetzt die Chance aus dem Gegeneinander und Nebeneinander, ein virtuelles Miteinander und vor allem Füreinander zu machen. David Bowie lebte und nährte sich von Veränderungen, somit war er damals bereits ein großer Transformationskünstler, der uns allen ein gutes Vorbild sein kann. 

Peter Pilz (Partner, BDO Austria), Sören Buschmann (Partner, BDO Austria), Susanna Wieseneder (Personal Counselor and Leadership Consultant, Founder of Wiesender Personal Counseling)
Peter Pilz (Partner, BDO Austria), Sören Buschmann (Partner, BDO Austria), Susanna Wieseneder (Personal Counselor and Leadership Consultant, Founder of Wiesender Personal Counseling)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.