Security-Personal

Einheitliche Ausbildung angestrebt

Security-Mitarbeiter sind ob ihrer erweiterten Tätigkeitsfelder dieser Tage sehr präsent.
Security-Mitarbeiter sind ob ihrer erweiterten Tätigkeitsfelder dieser Tage sehr präsent.(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Mitarbeiter von Sicherheitsfirmen haben speziell dieser Tage verantwortungsvolle Aufgaben. Nicht immer sind sie darauf vorbereitet – Ausbildungsstandards fehlen bislang.

Sie sichern Behörden, Industriebetriebe, Banken, Botschaften, Flughäfen, Transporte und –  normalerweise – Nachtlokale oder Veranstaltungen. Auch die Überwachung des ruhenden Verkehrs zählt zu ihren Aufgaben. Das Einsatzgebiet von Securities ist breit gestreut – und seit der Corona-Krise noch vielfältiger. „Unsere Mitarbeiter kommen aktuell besonders in Spitälern, Supermärkten, Banken oder Postämtern bei der Zutrittskontrolle zum Einsatz und achten darauf, dass die Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden“, sagt Michael Kessler, Guarding Director Austria bei G4S. Viele Kunden hätten den Securities darüber hinaus die Kontrolle der Körpertemperatur übertragen.

Viel Angebot, keine Pflicht

Genauso vielfältig wie die Aufgaben der Mitarbeiter von Bewachungsunternehmen sind die Ausbildungsangebote. „Im Prinzip kann jedes Bewachungsunternehmen seine Mitarbeiter so ausbilden, wie es will“, sagt Thomas Kirchner, Geschäftsführer des Fachverbands der gewerblichen Dienstleister in der Wirtschaftskammer Österreich, zu dem auch das Bewachungsgewerbe gehört. Oder auch gar nicht, denn in der Gewerbeordnung ist nur geregelt, dass die Mitarbeiter mindestens 18 Jahre, zuverlässig und fachlich geeignet sein müssten. „Wir legen darüber hinaus Wert auf eine abgeschlossene Schulbildung oder Ausbildung. Das zeigt uns, dass der Bewerber etwas fertig machen kann und Hausverstand hat“, sagt Kessler. Allerdings: Wer bei G4S anheuert, erhält sehr wohl eine Grundausbildung. „Diese ist von der Österreichischen Zertifizierungsstelle Sicherheitstechnik (ÖZS) zertifiziert und besteht zum einen aus einem eintägigen internen Training, zum anderen aus einem eintägigen Seminar in einer externen Ausbildungsinstitution, das mit einer Prüfung endet“, erklärt Kessler. Auf dem Programm stehen unter anderem die Rechte und Pflichten von Securities. „Manche glauben, dass das Tragen einer Uniform sie zu vielem berechtigt“, sagt Kessler. Auch die Frage, wie das Hausrecht des Auftraggebers durchgesetzt werden könne, Erste-Hilfe-Maßnahmen und Techniken zur Deeskalation stehen auf dem Programm.

Kernkompetenz Deeskalation

„Unser Job ist extrem konfliktbeladen, wir sind schließlich immer diejenigen, die ,Nein' sagen. Und jedes ,Nein' birgt einen kleinen Konflikt in sich“, weiß Kessler. Abgerundet wird diese zertifizierte Basisausbildung – zu der sich im Übrigen auch Securitas, Siwacht, ÖWD sowie der Gebäudemanagement-Dienstleister Dussmann verpflichtet haben – durch ein zumindest eintägiges Training on the job. „Dieses wird von einem externen Prüfer abgenommen“, berichtet Kessler.

Auf dieser Basis aufbauend erhalten jene Mitarbeiter, die sich für einen speziellen Fachbereich wie etwa die Bewachung von Banken oder Botschaften spezialisieren wollen, eine entsprechende Zusatzausbildung. Diese beispielsweise dauert 120 Stunden und umfasst unter anderem auch Selbstverteidigungstechniken, weiterführende Deeskalationsmaßnahmen oder Schießtrainings. „Bei bewaffneten Diensten steht dieses auch nach der Fachausbildung regelmäßig an“, sagt Kessler.

Dass die Ausbildung im Bewachungsgewerbe nicht einheitlich geregelt ist, ist Thomas Forstner, Geschäftsführer im Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ), schon seit Jahren genauso ein Dorn im Auge wie die Tatsache, dass Türsteher von Discos, Bars und Clubs nur selten vom Arbeitgeber auf die Aufgabe vorbereitet werden. „Oft handelt es sich bei diesen um Kellner oder um Freunde des Wirts“, sagt Forstner. Oft muskelbepackt, würden sie zwar der optischen Abschreckung dienen und Gästen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, „aber was sie tun sollen und dürfen beziehungsweise wie sie Leute runter- holen können, wissen viele nicht“, sagt der VSÖ-Geschäftsführer. Sein Ziel ist daher klar definiert: Alle Betriebe sollten ihre Mitarbeiter fachlich ausbilden – und das einheitlich. Außerdem sollten sämtliche Securities einen deutlich sichtbaren Ausweis bei der Arbeit tragen.

Basisausbildung in Sicht

Mittlerweile scheint dieses Vorhaben in greifbare Nähe gerückt. „Wir sind dabei, eine Basisausbildung mit Grundkompetenzen, die über die Gewerbeordnung hinausgeht, zu definieren“, sagt Kirchner. Dieser Plan finde sich auch im aktuellen Regierungsübereinkommen. „Damit würden wir einen riesigen Qualitätsschritt machen“, ist Forstner überzeugt. Einerseits durch die darauf folgende Marktbereinigung, andererseits durch das steigende Qualitätsniveau von Mitarbeitern.

Auf einen Blick

Sicherheits- und Bewachungsfirmen können selbst entscheiden, in welcher Form sie ihre Mitarbeiter ausbilden. Einige größere Player der Branche setzen auf eine zertifizierte Kurzausbildung, die theoretische Inhalte und Prüfung in der Praxis beinhaltet. Neben Themen wie Recht und Erste Hilfe sind vor allem Deeskalationsstrategien gefragt. Die Branche strebt eine verpflichtende Basisausbildung an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2020)

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