Coronavirus

Der Ärzte-Exodus am Balkan rächt sich

(c) APA/AFP/OLIVER BUNIC (OLIVER BUNIC)
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Wegen schlechter Bezahlung und Vetternwirtschaft verlassen Mediziner seit Jahren die Balkan-Staaten. Jetzt fehlen sie in der Coronakrise. Serbien versucht, sie zurückzuholen.

Belgrad. In der Not setzen ratlose Regenten auf das ferne Rettungsboot: Wegen „des wachsenden Drucks auf das Gesundheitssystem“ seien alle Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern im Ausland aufgerufen, „mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung“ im Kampf gegen das Coronavirus in Serbien zu helfen. Mit diesem Appell forderte die Regierung in Belgrad das medizinische Personal in der Diaspora zur befristeten Heimkehr auf.

Die meisten der 300 kooperationswilligen Ärzte, die sich gemeldet hätten, kämen aus Deutschland und den USA, vermeldete hernach stolz der zuständige Programmdirektor. Doch tatsächlich stieß der Hilferuf bei den meisten der 10.000 serbischen Ärzten in der Diaspora auf ein eher kühles Echo. Die wenigen, die sich meldeten, waren oft Mediziner und Pfleger auf Heimaturlaub, die wegen geschlossener Grenzen nicht in ihr Gastland zurückkehren konnten. Andere ausgewanderte Ärzte reagierten auf den als „scheinheilig“ kritisierten Aufruf eher verbittert.

Der Gesinnungswandel komme „spät“, ärgerte sich der in Oldenburg praktizierende Traumatologe Nikola Vukelic im Webportal „nova.rs“. 30 Jahre habe der serbische Staat alles getan, „um die Leute zu vertreiben“: „Jetzt wäre der richtige Moment, um die arbeitslosen Ärzte dem Gesundheitssystem zuzuführen.“

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