Kolumne zum Tag

Heimarbeit, Woche drei

(c) APA/BARBARA GINDL
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Skypen Sie noch, oder zoomen Sie schon? Ich bin nach einer digitalen Schrecksekunde nun auch im Zoom-Zeitalter angekommen.

Skypen Sie noch, oder zoomen Sie schon? Ich bin nach einer digitalen Schrecksekunde nun auch im Zoom-Zeitalter angekommen (falls Ihnen das nichts sagt: Das ist eine App, mit der man Videokonferenzen abhält). Dank dieser ganzen Zoom-Dates kommt bei uns in der Früh fast so etwas wie Hektik auf, damit wir rechtzeitig geschniegelt und gekampelt sind (den Ausdruck habe ich glaube ich gerade zum allerersten Mal überhaupt verwendet) und die Wohnung ein bisschen telegen hergerichtet ist (zumindest jener Ausschnitt, den die anderen Zoomer im Hintergrund sehen).

Vormittags schaut nämlich derzeit eine ganze Klasse in unser Zuhause, hat das Kind jetzt doch jeden Tag ein Zoom-Treffen mit Lehrerin und Kindern. Das ist nicht nur aus lerntechnischen, sondern auch aus sozialen Gründen ganz großartig. (Bei der Einheit, in der das zweistellige Dividieren wiederholt wird, hab ich mir fest vorgenommen, mich heimlich zuzuschalten. Aus Gründen.) Dass ich dank Zoom einige Kollegen und Freunde regelmäßig sehe, ist auch deswegen irrsinnig interessant, weil man unauffällig während der Meetings schauen kann, was so im Hintergrund in den jeweiligen Wohnungen zu entdecken ist: Buchtitel erkennt man nicht immer, man kann aber gut feststellen, welche Regale so in den Arbeitszimmern stehen (zusammenfassend: viel, viel Ikea) und ob alle so viele Kinderzeichnungen an den Wänden hängen haben wie wir (zusammenfassend: nein). Leider setzen sich manche meiner Zoompartner vor eine weiße Wand. (Fad.) Andere schalten die Kamerafunktion aus und sind nur stimmlich dabei. (Fader.) Wieder andere, ich nenne keinen Namen, borgen sich das Handy der Mutter aus, um der Freundin via Videotelefonie alle Legofiguren einzeln vorzustellen, wodurch selbige Mutter eventuell ein oder zwei berufliche Anrufe versäumt. Es soll auch Menschen geben, die, da sie sich die Haare nicht gewaschen haben, mit Haube vor der Kamera sitzen. Einen ganzen langen Online-Spieleabend lang. Aber davon erzähle ich Ihnen das nächste Mal. In diesem Sinne: Bleiben Sie daheim. Und telefonieren Sie ein bisschen. Mit Video natürlich.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2020)

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