Wenn Wörter verloren gehen

Delphine de Vigans einfühlsamer Roman über eine alte Frau, deren Geist sich eintrübt.

Michka ist eine belesene Frau. Jahrelang hat sie sich als Übersetzerin verdingt. Sprachen waren ihr Medium, Nuancen ihr Metier. Doch plötzlich ist alles anders. Michka ist alt geworden. Die Wörter lassen sie zunehmend im Stich. Was langsam anfängt, wird schnell zu einem essenziellen Problem. Denn wo keine Sprache, da keine Kommunikation. Wo keine Wörter, da keine Bedeutung. Zumindest wird ihre Vermittlung bedeutend schwieriger. Delphine de Vigan zeigt in ihrem Roman „Dankbarkeiten“, wie sich der Zustand einer Person im Alter verändert, wenn der Geist nicht mehr klar ist. Wie es klare Momente gibt – und dann wieder vernebelte.

Ihr Ziehkind Marie und der Logopäde Jérôme sind die einzigen Menschen, die sich Zeit für sie nehmen und sie trotz ihrer eigenwilligen Ausdrucksweise verstehen. Denn Michka ersetzt die Wörter, die ihr nicht einfallen, ganz einfach durch ähnlich klingende, was auch genug Potenzial für Komik birgt. Etwa wenn sie jedes „Okay“ mit einem lapidaren „Oje“ umgeht.

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