Song zum Sonntag

Sieg des unhörbaren Lachens

Philipp Hanich vulgo Bruch
Philipp Hanich vulgo Bruch Cut Surface/Karl-Heinz Stille
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Philipp Hanich vulgo Bruch lebt in Wien, ist bildender Künstler, spielte in einer Band namens Rabe und ist einer der Betreiber des Labels Cut Surface. Jüngstes Album: „The Lottery“.

Bruch: „Gelotologie“. Auch wenn er lache und sich wie ein Clown benehme, runzle er hinter seiner Maske die Stirn, sang einst John Lennon. Der Mann, der sich Bruch nennt, hält es ähnlich: „Hide behind it like a clown“, singt er und ruft: „Laugh, my heart, don't care about them!“ Das Lied heißt „Gelotologie“, das ist die Wissenschaft des Lachens; doch es klingt nicht nach guter Laune. Eher nach dem Stirnrunzeln hinter der Maske. Es beginnt mit tröpfelnden Klängen, über denen sich ein unheimliches Summen ausbreitet, zu dem Bruch seine Zeilen intoniert wie David Bowie in seinen düstersten Momenten. Die Klänge werden immer verzerrter, während Bruch immer emphatischer wird: „I'll give you shelter“, ruft er, „I'll guide you through your horrified nights!“ Man glaubt ihm kein Wort . . . Doch halt! Plötzlich, 20 Sekunden vor Schluss, wird das Klangbild rein, fast sonnig. Was ist passiert? Hat das unhörbare Lachen gesiegt? Schön rätselhaft, rätselhaft schön.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 und 21 Uhr auf FM4. Infos auf fm4.ORF.at und www.diepresse.com/songderwoche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2020)

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