Coronakrise

„Ich dreh' durch“ – Hilferufe am Telefon

Die Viruskrise ist für viele psychisch sehr belastend.
Die Viruskrise ist für viele psychisch sehr belastend.Die Presse/Clemens Fabry
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Die Viruskrise ist für viele psychisch sehr belastend. Beratungsstellen müssen ihre Dienste ausbauen.

Ganz am Anfang war der Schock. Wie wird es sein, zu Hause eingesperrt zu sein? Wie halte ich es aus, niemanden zu sehen? Das waren die Themen und Fragen, mit denen die Mitarbeiter der Österreichischen Telefonseelsorge 142 überschüttet wurden. „Als es begonnen hat mit den Maßnahmen, sind die Telefone heiß gelaufen“, erzählt Antonia Keßelring, Leiterin der österreichweiten Beratungshotline.

Eine Erfahrung, von der auch andere Beratungsangebote berichten. Um 50 bis 70 Prozent sei die Zahl der Anrufe bei der Telefonseelsorge gestiegen, sagt Keßelring. Mittlerweile habe es sich wieder eingependelt, wobei sie immer noch um ein Drittel mehr Anrufe verzeichnen als „in Friedenszeiten“. Die Covid-19-Krise ist bei fast jedem Anruf präsent – ein Zeichen, wie stark sie das seelische Gleichgewicht der Bevölkerung aus dem Lot bringt. Dabei zählen nicht nur psychisch vorbelastete Menschen zu den Anrufern. „Sie machen ein Drittel aus, die anderen teilen sich grob auf in Menschen, die einsam sind, und jene, die Probleme in ihren Beziehungen haben.“

Mit der Dauer der Ausgangsbeschränkungen richten sich auch die Themen der Anrufer mehr auf die Langzeitauswirkungen. Existenzängste stünden vermehrt im Vordergrund und die Sorge um alte Eltern. „Ich dreh' durch, ich halte es nicht mehr aus“, bekommen die ehrenamtlichen Mitarbeiter ebenfalls öfter zu hören. „Auffallend ist, dass sich jetzt Menschen melden, die offensichtlich noch nie so eine Beratung in Anspruch genommen haben. Viele wollen darüber sprechen, was Corona mit ihnen macht.“

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