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Wirtschafts­kammer­-Chef Mahrer: "Schritt für Schritt hochfahren"

PK 'CORONAVIRUS - SOFORTMASSNAHMEN ZUR UNTERSTUeTZUNG DER TOURISMUSBETRIEBE': MAHRER
PK 'CORONAVIRUS - SOFORTMASSNAHMEN ZUR UNTERSTUeTZUNG DER TOURISMUSBETRIEBE': MAHRERAPA/HERBERT P. OCZERET
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Dass kleine Handelsbetriebe wieder aufsperren, ist für Wirtschaftskammerchef Mahrer „schon im April möglich“. Gastronomie und Friseure müssen aber warten.

Wien. Wirtschaftskammerchef Harald Mahrer hält nichts vom Schwedischen Modell, wo nach wie vor Schulen und Geschäfte offen haben. Es sei „notwendig, den gesundheitspolitischen Kurs in voller Härte mitzutragen“, sagte er am Sonntag. Dennoch sei es aus seiner Sicht „schon im April möglich“, dass zumindest kleine Handelsbetriebe wieder aufsperren. Man müsse die Wirtschaft nun vorsichtig hochfahren, unter strengen Kriterien und immer mit Augenmerk auf die Zahl der Covid-19-Infizierten.

„Der Inlandskonsum ist eine tragende Säule unserer Volkswirtschaft“, betonte Mahrer. Welche Handelsbetriebe vorerst aufsperren dürfen, werde vor allem von der Verkaufsfläche abhängen. Noch werde darüber mit der Regierung verhandelt. Flagship-Stores werden eher nicht in der ersten Phase dabei sein.

Und natürlich auch nicht all jene Unternehmen, bei denen ein physischer Kontakt mit den Kunden nötig ist. Also Friseure, Masseure, Fußpflegerund ähnliche Dienstleister werden mit einer längeren Sperre rechnen müssen. Dasselbe gelte auch für die Gastronomie.
Wichtig sei es nun, dass die Regierung diese Lockerungen auch rechtzeitig ankündigt. Immerhin brauche es eine Vorlaufzeit, bis Betriebe die nötigen Sicherheits- und Hygienevorkehrungen geschaffen haben.
Auch die Mitarbeiter müssen wieder zurückgeholt werden, Waren bestellt werden. Mahrer spricht von einem „Mehrphasenplan“. „Wenn es uns gelingt, im zweiten Quartal Schritt für Schritt hochzufahren, können wir uns im dritten Quartal vielleicht in eine großflächige Normalisierung bewegen“, sagte Harald Mahrer.

„Topmodell für die Wirtschaft“

Das Hilfsprogramm der Regierung sei im europäischen Vergleich vorbildhaft. „Da wurde ein Topmodell für die Wirtschaft auf den Tisch gelegt“, sagte er. Bei der Kurzarbeit habe Österreich das beste Modell, beim Ersatz von Betriebskosten sei Österreich gemeinsam mit Dänemark federführend. Klar sei, dass nur Kosten abgegolten werden können. „Der Staat kann ja nicht jedem den Umsatz ersetzen.“ Unternehmen wird bis zu 75 Prozent der Betriebskosten ersetzt. Zudem wird ein fiktiver Unternehmerlohn ersetzt.

Seit Freitag ist es nun auch möglich, dass Betriebsmittelkredite bis zu 800.000 Euro mit einer 100-prozentigen staatlichen Garantie besichert sind. Somit besteht für Banken kein Risiko mehr und sie können die Mittel schnell zur Verfügung stellen. Mahrer begrüßt diesen Vorstoß von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), der hier de facto das Schweizer Modell kopiert hat.

Bisher wurden nur 80 bis 90 Prozent des Kredits vom Staat garantiert. Dies führte dazu, dass sich Banken bei der Kreditvergabe zierten, weil sie einen Teil des Risikos selber tragen müssen. Dass der Staat bei den Kreditvergaben nun quasi einen Blankoscheck ausstellt, wird nicht von allen Wirtschaftsexperten goutiert. Es müsse verhindert werden, dass es hier auf Umschuldungen auf Staatskosten kommt.

Was die Abwicklung der einzelnen Fördertöpfe betrifft, so funktioniere dies „von Tag zu Tag besser“, sagte Mahrer. Er bat um Verständnis, dass es im Schnitt eine Woche dauert, bis das staatliche Programm in allen Instituten „übersetzt“ sei. Er sei auf jeden Fall zuversichtlich, dass mit den gesetzten Maßnahmen die Coronavirus-Krise überstanden wird. „Die Wirtschaft wird ein rotweißrotes Comeback feiern“, sagte der Wirtschaftskammerchef. Er sei davon überzeugt, dass Österreich die Krise besser meistern werde als so manch anderes Land.

„Ich halte nichts von Verstaatlichung"

Eine Absage erteilte er dem Ruf nach einem stärkeren Staat. „Ich halte nichts von Verstaatlichungen“, sagte Mahrer. Zuletzt wurde bekannt, dass etwa die AUA mit den derzeitigen Hilfsgeldern wohl nicht aus Auslangen finden wird. Es sei richtig und notwendig, dass der Staat jetzt in der Krise die richtigen Maßnahmen setzt. Es gehe vor allem um „Hilfe zur Selbsthilfe“, nicht um eine Art „Staatsfetischismus“.
Mahrer gegen App-Pflicht

Auch hält Mahrer nichts von einer App-Pflicht zur Eindämmung der Ansteckungsgefahr. Allerdings stehe er einer App zum Orten von Personen auf freiwilliger Basis und unter Einhaltung des Datenschutzes positiv gegenüber.

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