Covid-19-Krise

Der Kulturfrühling 2020 ist abgeblasen

Herbe Enttäuschung für den neuen Festwochen-Intendanten Christophe Slagmuylder: 2020 wird es kein Festival geben..
Herbe Enttäuschung für den neuen Festwochen-Intendanten Christophe Slagmuylder: 2020 wird es kein Festival geben..(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Salzburger Pfingstfestspiele, Wiener Festwochen, Nova Rock, all das und viel mehr muss abgesagt werden. Die klassischen Konzerthäuser und Theater werden großteils erst im September wieder beginnen.

Veranstaltungen dürfen bis Ende Juni nicht stattfinden, hieß es am Montag bei der Pressekonferenz der Bundesregierung. Da das dürre Wort Veranstaltungen naturgemäß auch alle kulturellen Aufführungen umfasst, bedeutet das: Theater, Konzert, Oper, Tanz, Kabarett, all das findet bis 31. Juni live nicht statt, auch die Kinos fallen darunter und bleiben geschlossen. Für die klassischen Kulturhäuser, die traditionellerweise im Juli und August pausieren, bedeutet das: Die Saison ist vorbei.

Ära Meyer vorzeitig abgebrochen

In der Staatsoper etwa wird erst ab Anfang September wieder gespielt werden, die Saison 2020/21 ist die erste, die der neue Direktor Bogdan Roščić verantwortet. Die Ära seines Vorgängers Dominique Meyer, der bereits im März sein neues Direktorat an der Mailänder Scala angetreten hat (wo seither freilich auch nicht gespielt wird), ist durch das unselige Virus also vorzeitig abgebrochen worden. Auch zwei Premieren – Mozarts „Così fan tutte“ und damit das Staatsopern-Comeback von Riccardo Muti am 22. Mai sowie Verdis „Ballo in maschera“ unter Michele Mariotti am 15. Juni – können damit nicht stattfinden.

Theoretisch möglich wäre, dass in der Staatsoper Anfang Juli das Jazzfest Wien stattfindet, das sich für seine großen Konzerte traditionellerweise dort einmietet.

Sind Proben im Juni möglich?

In der Volksoper entfallen die Premieren von Mussorgskys „Boris Godunow“ und ein neues Programm des Staatsballetts, im Theater an der Wien Prokofieffs „Feuriger Engel“ und Bellinis „Norma“. Für die Bundestheater (Staatsoper, Volksoper, Burgtheater inklusive Akademietheater) erklärte Holding-Chef Christian Kircher, es sei „nun extrem wichtig zu klären, in welcher Form wir im Juni proben können“, um ein Hochfahren des Theater- und Opernbetriebs im Herbst zu ermöglichen.

In den einzelnen Bühnen werde geprüft, welche der entfallenden Produktionen in der kommenden Spielzeit nachgeholt werden können. Der Verlust an Karteneinnahmen durch den Shutdown von März bis Juni betrage über 20 Millionen Euro. Burgtheater-Chef Martin Kušej hatte bereits am Samstag im „Standard“ erklärt, es wäre wohl besser, gleich erst im Herbst neu zu starten. Das wird nun verordneterweise passieren, damit wird auch die für 23. April geplante Premiere von „Peer Gynt“ wohl verschoben.

Konzerthaus und Musikverein können ihr zur Festwochenzeit traditionell reiches Programm nicht anbieten. Auch die Wiener Festwochen selbst, die heuer mit einem recht düsteren Programm – ein Motto waren Brechts „finstere Zeiten“ – von 15. Mai bis 21. Juni laufen sollten, werden nun zur Gänze abgesagt. „Wir arbeiten weiterhin an alternativen Optionen und wünschen uns sehr, dass zumindest Teile des Festivals das kulturelle Programm der Stadt noch 2020 bereichern werden“, heißt es in einer Stellungnahme.

Salzburg: Entscheidung Ende Mai

Definitiv undurchführbar geworden sind die von Cecilia Bartoli geleiteten Salzburger Pfingstfestspiele; über die Sommerfestspiele (18. Juli bis 30. August), die immerhin heuer ihr hundertjähriges Bestehen feiern, soll bis 30. Mai entschieden werden. Optimisten könnten es als gutes Zeichen werten, dass die Maßnahmen nur bis Ende Juni gelten sollen, doch es ist fraglich, wie die Festspiele unter den Corona-Restriktionen die Vorbereitungen und die Probearbeit durchführen können.

Die Seefestspiele Mörbisch (9. Juli bis 22. August), die Oper in St. Margarethen (8. Juli bis 15. August) und die Sommerfestspiele Erl (9. Juli bis 2. August) wie auch die Bayreuther Festspiele sind bereits seit einigen Tagen abgesagt. Die Bregenzer Festspiele warten indessen noch zu.

Kann Frequency stattfinden?

Sofort nach der Pressekonferenz der Regierung hat das Festival Nova Rock die Absage bekannt gegeben: Sie stünden selbstverständlich zu hundert Prozent hinter diesem Entschluss der Regierung, schrieben die Veranstalter, sie hätten sich die Entscheidung allerdings schon früher gewünscht, da sie nun mitten in der Planung stünden. Das zweite große österreichische Popfestival, Frequency in St. Pölten, ist erst für 20. bis 22. August geplant. Dennoch ist fraglich, ob es stattfinden wird: Bei solchen Konzerten ist das Publikum meist dicht gedrängt. (sim/tk/sin)

(sim)

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