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Eine US-Vorwahl, die kaum einer wollte

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Die Primary in Wisconsin im Schatten der Corona-Krise am Dienstag spaltet die Nation – ebenso wie die Entlassung zweier hochrangiger Offiziere und Beamte.

Eine Wahl in Corona-Zeiten? Dafür haben momentan die wenigsten Amerikaner Verständnis – auch nicht die in Wisconsin, wo am Dienstag Vorwahlen anstanden. Es herrschte heillose Verwirrung. Die Bürgermeister der größten Städte des Bundesstaats im Mittleren Westen, von Madison und Milwaukee, plädierten in einem offenen Brief für eine Verschiebung.

Gouverneur Tony Evers, ein Demokrat, sprach sich zunächst für eine Briefwahl aus. Doch der republikanisch dominierte Kongress in der Hauptstadt Madison stimmte dafür, die Primary abzuhalten. Per Dekret überstimmte Evers die Mehrheit des Regionalparlaments und verschob die Vorwahl am Vorabend dann auf den 9. Juni. Auch Ohio hatte seine Vorwahl vor einem Monat praktisch in letzter Minute noch abgesagt. In einer erneuten Volte hob das Höchstgericht in Wisconsin das Dekret des Gouverneur in der Nacht auf Dienstag schließlich wieder auf.

Joe Biden denkt inzwischen laut darüber nach, den bereits aufgeschobenen Parteikonvent der Demokraten Mitte August in Milwaukee in einen virtuellen Parteitag zu verwandeln – ohne Zehntausende Delegierte, Journalisten und Parteianhänger, die die Kandidatenkür in einen Polit-Zirkus und in eine große Show transformieren mit den unabdingbar.en TV-Einschaltquoten.

Biden auf „Veep“-Suche

Derweil informierte der Ex-Vizepräsident seinen einzig verbliebenen Rivalen, Bernie Sanders, dass er offiziell die Suche nach einer „Veep“ – einer Vizepräsidentschaftskandidatin – gestartet habe. Dass es eine Frau werden würde, hat der 77-Jährige klargemacht. Zu seinen Favoritinnen zählen die Senatorinnen Kamala Harris und Amy Klobuchar, zwei seiner früheren Gegnerinnen, Stacey Abrams, eine Afroamerikanerin aus Georgia, sowie Gretchen Whitmer, die populäre Gouverneurin von Michigan.

Abrams ist schon seit Monaten im Gespräch, Harris und vor allem Klobuchar haben mit ihrer Wahlempfehlung für Biden zum Umschwung am „Super Tuesday“ am 3. März und zu dessem Comeback beigetragen. Seither ist der Obama-Vize wieder der klare Favorit der Demokraten,. Hinter ihm schart sich das gesamte Establishment der Partei, und auf Sanders steigt der Druck, seine Ambitionen aufzugeben.

Zaghaft positive Signale aus New York

Während der Rückgang der Todesfälle in New York erste zaghafte Hoffnung signalisiert, stellen sich die Hauptstadt Washington, Pennsylvania und Colorado auf den Höhepunkt der Epidemie ein. Präsident Donald Trump sah bereits ein „Licht am Ende des Tunnels“ und pries erneut ein Anti-Malaria-Medikament als vermeintliches Wundermittel an. Seine Experten sind freilich weitaus vorsichtiger.

Jerome Adams, Oberaufseher des US-Gesundheitssystems, sagte, auf die Amerikaner kämen die schwerste Zeiten seit dem Angriff auf Pearl Harbour 1941 und 9/11 zu. Deborah Birx, die Koordinatorin des Krisenstabs im Weißen Haus, rechnet in den kommenden Wochen mit bis zu 2600 Toten täglich, ehe die Kurve der Infizierten im Juni wieder abflachen könnte.

Ovationen für den Kommandanten

Die Kontroverse konzentriert sich unterdessen auf zwei Männer die die Trump-Regierung gefeuert hat. Brett Crozier, Kommandant des Flugzeugträgers USS Theodore Roosevelt, hatte angesichts von mehr als 100 Infizierten zur Evakuierung des Schiffs gedrängt: „Wir sind nicht im Krieg. Die Seeleute müssen nicht sterben.“ Zum Abgang spendete die Besatzung dem Offizier, der Corona-positiv ist, Ovationen. Croziert hat sich auf der Pazifikinsel Guam, einem Stützpunkt der US-Flotte, in Quarantäne begeben - wie ein Grroßteil der rund 5000-köpfigen Mannschaft.

Im Schatten der Corona-Krise hat Trump am Wochenende Michael Atkinson entlassen, den Generalinspekteur der Geheimdienste, der die Ukraine-Affäre vor einem halben Jahr mit ins Rollen gebracht hatte. Nachdem ein Whistleblower über das Telefonat Trumps mit Wolodymyr Selenskij Alarm geschlagen hatte, leitete Atkinson die Beschwerde an den Kongress weiter, wo die Dinge schließlich ihren lauf nahmen - bis hin zum Impeachment-Verfahren gegen den Präsidenten. Für Atkinson stellt ein Zusammenhang mit seiner Kündigung fest.

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Vorwahlen in Wisconsin in letzter Minute verschoben

Die Präsidentschaftsvorwahlen hätten am kommenden Dienstag stattgefunden. Bis zuletzt hielt man am Termin fest. Doch letztendlich gilt als vorläufiger neuer Wahltermin der 9. Juni.

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