Lockerung

Handelsöffnung bringt Freude, aber auch neuen Ärger

Hannover , ab Samstag 04.04.2020, oeffnen wieder die Baumaerkte, Vorbereitungen auf den Ansturm, Desinfektion, desinfizier
Hannover , ab Samstag 04.04.2020, oeffnen wieder die Baumaerkte, Vorbereitungen auf den Ansturm, Desinfektion, desinfizierimago images/localpic
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Die offiziellen Wirtschaftsvertreter sind über das stufenweise Hochfahren des Wirtschaftslebens erfreut. Gerade im Handel sorgen die unterschiedlichen Voraussetzungen aber erneut für böses Blut zwischen den Firmen.

Wien. Im Handel zeichnet sich der nächste Konflikt ab. Zuerst war es der Streit über den Verkauf von Bekleidung, Kinderspielzeug und Gartenmöbeln im Lebensmittelhandel, der Fachhändler erboste. Nun ärgert sich der Möbelkonzern XXXLutz über eine Bevorzugung der Bau- und Gartenmärkte. Diese dürfen ab 14. April wieder aufsperren, Möbelhändler erst ab 2. Mai.

Auch kleine Küchen- und Möbelstudios unter 400 Quadratmetern dürfen aufmachen. „Das, was jetzt passiert, ist die Lebensmittelproblematik hoch 17“, sagt XXXLutz-Marketing-Chef Thomas Saliger am Montag. Ihn ärgert, dass ausgerechnet Bau- und Gartenmärkte früher aufsperren dürfen als der Möbelhandel. „Die Verkaufsflächen sind dort viel kleiner und die Kundenfrequenz höher“, so Saliger. Während ein durchschnittlicher XXXLutz zwischen 10.000 und 30.000 Quadratmeter habe und somit genügend Platz für Kunden, um sich nicht zu nahe zu kommen, seien Bau- und Gartenmärkte um ein Vielfaches kleiner.

Ähnliches Sortiment

Hinzu kommt natürlich, dass sich das Sortiment von Baumärkten mit jenen des Möbelhandels teilweise überschneidet. So verkaufen die Baumärkte ebenfalls Garten-, Badezimmer- und Küchenmöbel, Leuchten, Bodenbelege und Sonnenschutz – alles Dinge, die auch der Möbelhandel verkauft.

Zuvor erhitzte schon ein Streit zwischen Fachhändlern und Supermärkten die Gemüter im Handel. Der Lebensmittelhandel willigte auf Druck ein, ab Karsamstag (11. April) den Verkauf des Non-Food-Sortimentes einzuschränken. Auf der Streichliste stehen Fernseher, Computer, große Haushaltsgeräte, Fahrräder, Möbel, Heimwerker-Großgeräte, Gartenmöbel, Sport- und Babybekleidung, Poolzubehör und Fitness-Großgeräte. Einzig Spielsachen werden weiterhin verkauft.

Ansonsten sorgte die sukzessive Öffnung des wirtschaftlichen Lebens jedoch für Freude bei den Wirtschaftsvertretern. „Das ist ein guter Tag für den österreichischen Standort und der Startschuss für ein starkes österreichisches Comeback nach der Coronakrise“, sagte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer. Auch Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung, ist erfreut: „Mit der heute angekündigten schrittweisen Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie sendet die Bundesregierung ein positives Signal hinsichtlich Planbarkeit, Vertrauen und Zuversicht an Menschen und Unternehmen“.

Mehr Geld für Kurzarbeit

Ebenfalls am Montag beschlossen wurde, dass die Mittel für die Kurzarbeit aufgestockt werden. Wegen des hohen Bedarfs seien nun drei Milliarden statt bisher einer Milliarde Euro vorgesehen. Bis Freitag wurden bereits Corona-Kurzarbeitsanträge im Ausmaß von einer Milliarde Euro bewilligt. Allein ab Mittwoch hätten binnen 72 Stunden mehr als 10.000 weitere Unternehmen Kurzarbeits-Anträge gestellt, in Summe seien es bis Freitag 23.021 gewesen.(APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2020)

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