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Ansturm auf staatliche Exportgarantien

OeKB-Chef Helmut Bernkopf hält es für möglich, dass die staatlichen Exportgarantien aufgestockt werden.
OeKB-Chef Helmut Bernkopf hält es für möglich, dass die staatlichen Exportgarantien aufgestockt werden.(c) Presse, Bruckberger
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Ein Teil des Corona-Hilfspakets für Unternehmen sind staatliche Kreditgarantien. Die dafür zuständige Kontrollbank verzeichnet Anträge in der Höhe von fast einer Milliarde Euro. Eine weitere Milliarde Euro ist bereits in der Pipeline.

Es ist nicht einfach, den Überblick zu bewahren. Im Wochentakt präsentiert die Regierung neue Maßnahmen gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie. Die „Presse“ fasst die wichtigsten Fakten für Unternehmer zusammen und widmet sich diesmal den Krediten und staatlichen Haftungen für Exporteure.

Als Teil des 38 Milliarden Euro umfassenden Corona-Hilfspakets sind neun Milliarden Euro für staatliche Kreditgarantien vorgesehen. Zwei Milliarden davon werden von der Österreichische Kontrollbank (OeKB) abgewickelt. Die Spezialbank unterstützt die heimische Unternehmen auch in normalen Zeiten beim Export ihrer Waren und Dienstleistungen, indem sie einen Teil des Risikos übernimmt und damit die Finanzierung sichert. Das Prozedere ist also im Grunde nichts Neues für OeKB. Sie gehört den österreichischen Banken und handelt bei den Garantien im Auftrag der Republik.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?

Alle heimischen Exporteure, die keine Waffen oder sonstige Kriegsmaterialien produzieren und mindestens 25 Prozent ihrer Wertschöpfung in Österreich erwirtschaften, können um Hilfen ansuchen. Es gibt keine Umsatzgrenze – sowohl Konzerne als auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können Kredite und Haftungen beantragen. Es ist nicht notwendig, Kunde bei der OeKB zu sein und es spielt auch keine Rolle, ob noch andere Kredite laufen. Das Ziel ist, die Liquidität der Unternehmen während der Krise sicherzustellen. Die OeKB-Maßnahmen laufen unter dem Titel „Sonder-KKR“.

Für nicht-exportierende KMU ist das Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) zuständig, für Tourismusbetriebe die Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) – die seit vergangenem Jahr übrigens zur OeKB gehört.

Bei den Anträgen gilt immer die Grundvoraussetzung: Das Unternehmen muss vor der Coronakrise – Stichtag ist der 31.12.19 – wirtschaftlich gesund gewesen sein, sprich keine Zahlungsprobleme gehabt haben.

Wie können die Hilfen beantragt werden?

Der erste Schritt ist, zu überlegen, welche konkreten Auswirkungen die Coronakrise auf das Geschäft haben könnte. Das kann zwar nicht immer berechnet werden, hilft aber beim zweiten Schritt: Den Kontakt zur Hausbank aufnehmen und sich beraten lassen, welche Maßnahmen in Frage kommen. Wenn ein Kredit über die OeKB die richtige Lösung ist, müssen die letztjährige Bilanz, aktuelle Geschäftszahlen und – bei Neukunden – laufende Kredite offengelegt werden.

Nach einer Bonitätsprüfung der Hausbank wird ein Formular an die OeKB geschickt. Diese entscheidet zusammen mit dem Finanzministerium, wie viel des Kredits staatlich garantiert werden, die Spanne liegt zwischen 50 und 70 Prozent. Der Vorteil für die Hausbank: Sie muss für den garantierten Betrag kein Kapital hinterlegen. Bei Großunternehmen sind die Kredite mit zehn Prozent des letztjährigen Exportumsatzes begrenzt, bei KMU mit 15 Prozent. Pro Kredit und Firmengruppe gibt es eine Obergrenze von 60 Millionen Euro. Die Auszahlung erfolgt in ein bis zwei Wochen von der Hausbank.

Reicht das Volumen der staatlichen Kreditgarantien aus?

Bis Montag wurden mehr als 100 Anträge mit einem Volumen von rund 975 Millionen Euro von der OeKB erfasst, einige bereits ausgezahlt. Weitere 200 Anfragen für rund eine Milliarde Euro stehen noch aus. Drei Viertel der Antragsteller sind Großunternehmen, ein Viertel KMU. Anträge von bis zu 500.000 Euro können rasch elektronisch abgewickelt werden, alles darüber benötigt einen Beschluss weiterer Gremien, die wegen der hohen Nachfrage nun drei statt ein Mal pro Woche tagen, sagt OeKB-Chef Helmut Bernkopf. „Wir gehen davon aus, dass der Rahmen über kurz oder lang ausgeschöpft sein wird. Aber eine Aufstockung könnte bei Bedarf möglich sein.“ Zudem würde sich nicht jede Anfrage realisieren.

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