Fußball und Formel 1

239 Menschen im Stadion - Helme und Handschuhe: Wie Geisterspiele- und rennen aussehen könnten

Formel 1 ohne Zuschauer?
Formel 1 ohne Zuschauer?(c) Imago
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Sowohl die Deutsche Bundesliga als auch die Formel-1-Verantwortlichen tüfteln an Plänen für die Aufnahme des Spiel- und Rennbetriebs.

22 Spieler, 90 Minuten - und 239 Menschen in einem Stadion? Mit dieser neuen und stark reduzierten Zahl an anwesenden Personen bei sogenannten Geisterspielen könnte die Deutsche Fußball Liga (DFL) der Coronavirus-Pandemie trotzen und ihre Saison im Ausnahme-Spielbetrieb doch beenden. Wie die "Bild-Zeitung" (Dienstag) berichtet, hat die DFL diese Zahlen bei der vergangenen Mitgliederversammlung den 36 Profivereinen vorgelegt. Die DFL bestätigte eine entsprechende Überlegung, auch wenn es für die mögliche Durchführung der Spiele ohne Publikum "noch keinen finalen Stand" gebe.

Die Formel 1 wiederum will ihre Saison wohl auch mit einigen Geisterrennen ohne Zuschauer retten. WM-Läufe hinter verschlossenen Türen würden nun von den Spitzen der Rennserie "ernsthaft geprüft", berichtete die BBC am Dienstag nach einer Telefonkonferenz mit Teamchefs, Rechteinhabern und Weltverbandschef Jean Todt. Die Königsklasse hofft demnach, dass sich die Lage in der Coronavirus-Pandemie in Europa ausreichend für Geisterrennen im Juli oder August verbessert. Derzeit ruht der Rennbetrieb bis mindestens Mitte Juni, wobei aufgrund der jüngsten Entwicklungen die Rennen am 14. Juni in der frankokanadischen Metropole Montreal bzw. am 28. Juni in Le Castellet in Frankreich nicht realistisch scheinen.

Die Pläne im Überblick:

Hoffnung für den deutschen Fußball

Einen Hoffnungsschimmer gibt es für Fußball-Verantwortliche und Fans in Deutschland knapp vier Wochen nach der bisher letzten Bundesliga-Partie aus der Politik. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte: "Die Liga hat ihre Ideen, damit es Ende April wieder losgehen könnte." Über diese werde man nächste Woche auch sprechen. "Die Bundesliga wird vielleicht absehbar wieder spielen. Aber eines ist klar: ohne Zuschauer!", sagte Laschet. Das könnte für viele Beteiligte ein Mutmacher für eine rasche Fortsetzung sein.

Wichtig dabei sei allerdings "ein Konsens" des Bundes und der Länder, wenn die 36 Vereine nach der derzeitigen Wettkampfpause bis Ende April wieder geschlossen in den Spielbetrieb übergehen sollen. DFL-Boss Christian Seifert sieht die Liga gut auf die derzeitige Ausnahmesituation vorbereitet. "Wir werden bereit sein! Unser Ziel ist es, bis 30. Juni die Saison zu Ende zu spielen. Wir haben es aber nicht in der Hand", sagte Seifert der Wochenzeitung "Die Zeit". Er sprach von rund 300 Erwerbstätigen, die bei Bundesliga-Spielen an ihre Arbeitsplätze zurückkehren könnten.

Im Vergleich zum bisher einzigen Geisterspiel der deutsche Liga-Geschichte - Gladbach gegen Köln am 11. März - sollen aus bisher rund 600 Anwesenden weniger als die Hälfte werden. Laut "Bild-Zeitung" würde das konkret bedeuten: weniger Ordner als bisher, deutlich weniger Balljungen und nur noch eine Acht-Personen-Delegation pro Verein für unter anderem Funktionäre und Vereinsbosse. Das 239-Personen-Szenario der DFL ist natürlich nur ein Richtwert und kann von Verein zu Verein variieren. Speisen und Getränke soll es nicht mehr geben, da für Catering-Unternehmen keine Plätze vorgesehen sind.

Nach der derzeitigen Spielpause bis zum 30. April haben Bundesliga und 2. Bundesliga noch neun Runden zu absolvieren. Anders als in anderen Sportarten, wo Zuschauereinnahmen und Sponsorengelder die Hauptrolle spielen, ist in der Bundesliga die Beendigung der Saison auch ohne Publikum wichtig, da nur so die millionenschweren und teilweise existenziellen TV-Gelder vollumfänglich an die Clubs fließen. Einigen Clubs könnte sonst die Insolvenz drohen.

Der Pay-TV-Sender Sky könnte den stark belasteten Profivereinen dabei möglicherweise mit der Vorauszahlung von TV-Geldern helfen. Laut den Zeitungen der Funke Mediengruppe soll Sky mit der DFL über diese finanzielle Unterstützung verhandeln. "Wir sind in ständigem Austausch mit unserem langjährigen Partner DFL. In diesem Zusammenhang gibt es aktive Diskussionen mit dem Ziel, auch im Hinblick auf Lizenzzahlungen und deren potenzielles Timing konstruktive Lösungen zu finden", sagte ein Sky-Sprecher.

TV-Rechteinhaber Sky ist mit durchschnittlich 876 Millionen Euro pro Jahr aktuell der größte Finanzier der Liga. Eigentlich hätten die neuen Medienrechte ab der Saison 2021/22 im Mai dieses Jahres vergeben werden sollen, doch auch dieser Termin ist angesichts der aktuellen Situation zunächst verschoben worden.

Wege aus der Formel-1-Sackgasse

Möglicher Auftaktort für die Formel 1 könnte die Strecke im englischen Silverstone sein, in deren Nähe sieben der zehn Rennställe beheimatet sind, darunter auch das österreichisch-britische Red-Bull-Team im benachbarten Milton Keynes. Aber auch der Grand Prix von Österreich, der nach aktuellem Stand noch am 5. Juli auf dem Red Bull Ring in Spielberg stattfinden soll, könnte als erster WM-Lauf in diesem Jahr figurieren.

"Der Red-Bull-Ring hat den Vorteil, dass wir aufgrund der super Infrastruktur keine große Vorbereitung brauchen. Drei bis vier Wochen würden uns schon genügen", betonte Helmut Marko, der Motorsportkonsulent von Red Bull, am Dienstag.

Doch bevor das wirklich spruchreif werde, "muss man einmal die Entwicklung abwarten. Derzeit ist alles Theorie", merkte Marko an, dass sich "täglich alles ändert. Es kann ja kein Solo-Rennen in Österreich stattfinden." Es müsse erst einmal "ein Gesamtkalender" in Aussicht gestellt werden. Davon sei man aber laut Marko im Moment "noch weit entfernt, weil es zu viele Unsicherheiten gibt".

Alexander Wurz glaubt, dass der Motorsport "zu den ersten Sportarten" gehören könnte, denen von den jeweiligen Behörden gestattet wird, wieder in einem halbwegs normalen Rahmen ausgetragen zu werden. Auf ORF Sport+ erklärte der frühere GP-Pilot, er rechne zunächst "vielleicht noch mit Geisterrennen, ohne Zuschauer. Aber der Motorsport ist eine Einzelsportart."

Die Akteure hätten wenig direkten Körperkontakt. "Alle haben Handschuhe, Helme an. Selbst die Mechaniker beim Boxenstopp. Man hat keine wirkliche Nähe." Wurz sieht auch eine Vielzahl sinnvoller Maßnahmen für die Formel 1, wie Gesundheitspässe für jeden Teilnehmer, ärztliche Zeugnisse und Coronavirus-Tests bei der An- und Abreise.

Außerdem müsse jeder im Paddock lückenlos seine Aufenthaltsorte preisgeben - so wie Sportler "bei der Dopingkontrolle". Marko gab allerdings zu bedenken: "Beim Motorwechsel liegt ein Mechaniker neben dem anderen unter dem Auto mit weniger als einem Meter Abstand."

(APA/dpa)

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