Erstmals seit Ende Jänner verzeichnete das Land keinen neuen Toten. Zahl der Infizierten liegt offiziell bei 32 – Auslandschinesen, die nach China eingereist sind.
„In einer großen Epidemie müssen die Menschen Opfer bringen“, findet Frau Sun. Mehr als zwei Monate haben die 65-Jährige und ihr Mann ihre Wohnung in Wuhan nicht verlassen. „Es war absolut notwendig“, sagt sie zu den weltweit wohl striktesten Ausgangssperren in der Metropole, dem Ursprungsort der Pandemie in Zentralchina. Elf Wochen, nachdem Wuhan weitgehend von der Außenwelt abgeschottet worden war, fallen an diesem Mittwoch auch die letzten Beschränkungen für die elf Millionen Bewohner.
Am Tag zuvor hatte das Land erstmals seit Ende Jänner erstmals keinen einzigen Toten verzeichnet, der dem Coronavirus erlegen ist. Die Zahl der Infizierten ist offiziell auf 32 zurückgegangen – nach Angaben aus Peking allesamt Auslandschinesen, die das Virus wieder eingeschleppt hätten. Es ist allerdings eine Statistik, an der es berechtigte Zweifel gibt.
In Wuhan normalisiert sich der Alltag und mit ihm der Verkehr. Der Flughafen nimmt seinen Betrieb wieder auf, Autos dürfen die Stadt wieder verlassen und auch die Züge verkehren wieder. Voraussetzung ist aber, dass die Reisenden gesund sind und in einer jetzt überall in China eingesetzten Corona-Gesundheits-App auf ihrem Handy einen grünen Code nachweisen können. Wer aber irgendwie Kontakt zu Infizierten hatte, wird darin automatisch auf Rot gesetzt und darf nicht reisen.
Wichtiges Signal
Die Öffnung von Wuhan, wo das Coronavirus im November oder Anfang Dezember seinen Ausgang genommen und sich weltweit verbreitet hat, ist für China ein wichtiges Signal, das Schlimmste überwunden zu haben. Von den mehr als 81.000 offiziell gemeldeten Infektionen waren 50.000 allein in Wuhan. Auch waren von den mehr als 3300 aufgelisteten Toten durch die Lungenkrankheit Covid-19 in China mehr als 2500 allein hier zu beklagen – wenngleich wohl bei Weitem nicht alle Fälle mitgezählt wurden.
Jetzt werden in Wuhan die Barrikaden weggeräumt. Frau Sun hat es nicht eilig. „Ich werde noch eine Weile zu Hause bleiben und nur nach draußen gehen, wenn es unbedingt sein muss“, sagt die pensionierte Finanzexpertin. „Seid vorsichtig“, lautet ihr Rat an ihre Landsleute – und die Menschen weltweit.
Angst um Tochter in Australien
Frau Sun sorgt sich vor allem um eine Ansteckung durch Infizierte, die keine Symptome zeigen oder von außerhalb Wuhans kommen. Gerade die Risikogruppe über 60 Jahre wie sie solle weiter vorsichtig sein und zu Hause bleiben, „um keine Belastung für die Familie und Gesellschaft zu werden“. Jetzt sorgt sie sich um Infizierte, die von außerhalb kommen. Fit gehalten habe sie sich mit Yoga dreimal am Tag, sie habe gesungen und Gedichte rezitiert.
Ihre Tochter lebt in Australien. „Als die Epidemie in Wuhan so schlimm war, hat sie sich Sorgen gemacht. Jetzt mache ich mir Sorgen um sie“, sagt Frau Sun. Vieles sei dort besser, nicht aber die Prävention. (DPA)
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