Seit Ende Februar steht Landrat Stephan Pusch im Kampf gegen das Virus an vorderster Front. Sein Landkreis Heinsberg ist Deutschlands größter Infektionsherd, aber neuerdings auch Vorbild und Labor. Wie es dazu kam.
Berlin. Der Landkreis Heinsberg liegt im äußersten Westen von Deutschland. Er zwängt sich an die niederländische Grenze und misst 92 Quadratkilometer, die von 250.000 Menschen bewohnt werden. Um den Landkreis auf einer Deutschlandkarte mit Covid-19-Fällen zu finden, war aber zuletzt keinerlei Vorwissen nötig. Es reichte aus, nach dem dunkelsten Fleck zu suchen. Das war dann Heinsberg.
Ein infiziertes Ehepaar, die Patienten null und eins dort, hatte das Virus als unsichtbaren Begleiter zu einer Karnevalssitzung am 15. Februar mitgeschleppt. Heinsberg mutierte daraufhin zur Covid-19-Drehscheibe. Das bedeutet aber auch: Heinsberg hat einen Vorsprung von mehreren Wochen in der Bekämpfung der Seuche. Und deshalb wandern jetzt wieder die Blicke dorthin, nicht mehr vorwurfsvoll wie anfangs, sondern hoffnungsfroh, als könnten die Deutschen in Heinsberg in die bundesweite Zukunft sehen. Und deshalb schwärmen Forscherteams in den Mikrokosmos Heinsberg aus, weil sich dort wie unter dem Brennglas Übertragungswege, Krankheitsverläufe und Dunkelziffern nachzeichnen lassen.