Coronavirus

USA drohen WHO mit Zahlungsstopp

Macht Druck auf die Weltgesundheitsorganisation: US-Präsident Donald Trump.
Macht Druck auf die Weltgesundheitsorganisation: US-Präsident Donald Trump.APA/AFP/MANDEL NGAN
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Präsident Trump wirft der WHO schwere Fehler in ihrer Reaktion auf die Ausbreitung des Virus vor. Seine Regierung werde prüfen, ob die Zahlungen gestoppt werden sollen.

US-Präsident Donald Trump droht der Weltgesundheitsorganisation WHO mit einem Stopp der amerikanischen Beitragszahlungen. Vor Journalisten in Washington kündigte er am Dienstag an, die Zahlungen auszusetzen. Auf Nachfrage präzisierte er anschließend allerdings, er prüfe einen solchen Schritt. Ob er ihn auch umsetzt, wollte er nicht bestätigen. Mit seinen Äußerungen steigerte Trump aber auf jeden Fall massiv den Druck auf die WHO - die USA sind der größte Beitragszahler der UN-Unterorganisation.

Nur wenige Stunden zuvor hatte Trump der WHO auf Twitter vorgeworfen, beim Umgang mit der Coronavirus-Pandemie "wirklich Mist gebaut" zu haben. Die Organisation werde zu großen Teilen von den USA finanziert, sei aber zu sehr auf China fokussiert und habe schlechte Ratschläge erteilt. Zum Glück habe er früh die Empfehlung der WHO verworfen, die Grenzen zu China offen zu lassen.

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Die WHO äußerte sich zu den Vorwürfen zunächst nicht. Ein Sprecher der Vereinten Nationen, mit denen die WHO als Sonderorganisation verbunden ist, wies die Kritik jedoch entschieden zurück. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus habe im Zusammenhang mit der Pandemie hervorragende Arbeit geleistet.

Trump wird zu zaghafte Reaktion vorgeworfen

Während die WHO zuletzt auch zunehmend von anderen Vertretern aus Trumps Republikanischer Partei angegriffen wurde, ist der Präsident von der Opposition seinerseits wiederholt kritisiert worden, viel zu zaghaft den Kampf gegen das Virus angegangen zu sein. Am Dienstag angesprochen auf Memos seines Handelsberaters Peter Navarro, in denen dieser Ende Januar und Ende Februar vor den Risiken durch das in China aufgetretene neuartige Coronavirus warnt, sagte Trump, er habe diese Notizen nicht gesehen.

Mit Blick auf die Lage in den USA sagte Trump, womöglich könne bald den Höhepunkt der Corona-Krise erreicht sein. Trotz einer sehr "schmerzhaften Woche" seien Hoffnungsschimmer zu erkennen. Er denke, dass die USA vielleicht dabei seien, "ganz oben auf der Kurve" anzukommen. Trump bekräftigt, dass er die Beschränkungen für das Wirtschaftsleben bald wieder aufheben wolle.

WHO: Nur Einigkeit hilft

Trumps Drohung wurde von der WHO am Mittwoch mit dramatischen Worten kritisiert. Das Coronavirus für politische Zwecke zu missbrauchen, sei das Schädlichste, was jetzt passieren könne, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf.

Es gehe um nationale Einheit, das Arbeiten über ideologische und Parteigrenzen hinweg und schließlich um internationale Solidarität. "Das Schlimmste steht uns noch bevor, wenn wir uns nicht beeilen, Einigkeit sicherzustellen", warnte der WHO-Chef. Trump hatte der WHO mit einem Stopp von Beitragszahlungen gedroht. Er warf der Organisation vor, nicht genügend aufgeklärt und einen auf China fokussierten Ansatz gehabt zu haben.

Ein Vorgehen, das die Gesellschaft in diesem Moment spalte, sei wie ein Spiel mit dem Feuer, meinte Tedros. Nur Einigkeit helfe, "wenn man nicht noch viel mehr Leichensäcke" riskieren wolle. Statt Länder gegeneinander auszuspielen, käme es jetzt auf einen Schulterschluss zwischen den USA und China an.

Ein solches Bündnis habe bei der Bekämpfung der Pocken zu Zeiten des Kalten Kriegs zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion funktioniert. Beide Staaten hätten sich führend an der Ausrottung der Seuche beteiligt, was damals innerhalb von zehn Jahren gelungen sei, sagte Tedros weiter.

Der 55-Jährige erinnerte daran, dass die WHO bereits seit Anfang Jänner ihre Mitgliedsstaaten umfassend über die aufziehende Gefahr gewarnt habe. Ende Jänner habe die Organisation eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" erklärt. Damals habe es erst sehr wenige Sars-CoV-2-Fälle außerhalb Chinas gegeben. Die WHO unterstütze die internationale Gemeinschaft unermüdlich mit Informationen und auch Material wie Schutzausrüstungen und Tests.

(APA/AFP)

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