Nachruf

Countrysänger John Prine am Coronavirus gestorben

February 9 2019 West Hollywood CA U S John Prine performs live during a salute to John Prine
February 9 2019 West Hollywood CA U S John Prine performs live during a salute to John Prine(c) imago/ZUMA Press (Patrick Fallon)
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John Prine war für bitteren Humor und sozialkritische Texte bekannt. Zwei Krebserkrankungen hatte er überstanden, nun ist er mit 77 Jahren an Covid-19 gestorben.

Von der Musikindustrie entdeckt wurde er im Bitter End, einem immer noch existierenden Klub im Greenwich Village, wo Odetta und Neil Diamond aus und ein gingen, Curtis Mayfield und Donny Hathaway legendäre Livealben aufnahmen, sich ein noch obskurer Woody Allen als Stand-Up-Comedian versuchte. Auch Bob Dylan, der nebenan in der MacDougal Street lebte, spielte gerne dort. Der junge John Prine wurde von Kris Kristofferson in diese heilige Halle eingeführt. Mit pointierten Gitarrenlicks, eindringlichem Gesang, bitterem Humor und sozialkritischen Texten überzeugte er so, dass ihn der anwesende Atlantic-Boss Jerry Wexler sofort engagierte.

Lieder gegen den Vietnamkrieg

Eines der Lieder, die er damals mit bebender Stimme darbrachte, war „Sam Stone“, die Story eines Vietnam-Veteranen und Familienvaters, der seine flatternden Nerven mit einer Selbstmedikation aus Morphium und Marihuana beruhigen will: „There's a hole in Daddy's arm where all the money goes, Jesus Christ died for nothin' I suppose.“ Das fuhr ein. Harry Chapin raunte seinem Bruder Tom, ebenfalls Songwriter, zu: „Wir müssen nach Chicago und herausfinden, was die dort rauchen.“

Prine lebte damals in Chicago, dachte sich manch ein Lied auf seiner täglichen Route als Briefträger aus. „Sam Stone“ fand 1971 auf sein Debütalbum, wie ein zweiter Anti-Vietnamkrieg-Song, der Wellen schlug: „Your Flag Decal Won't Get You Into Heaven Anymore“.

Im Repertoire des Ostbahn-Kurti

Die ganz große Karriere glückte Prine zwar nicht, aber er gewann drei Grammys und den Respekt vieler namhafter Kollegen, etwa von Bruce Springsteen, wie der er in den frühen Siebzigern als „New Dylan“ gehandelt wurde. Vielleicht waren seine Lieder, die stilistisch zwischen Folk und Country pendelten, zu subtil für die Masse. Kenner schätzen ihn, etwa Willi Resetarits, der Prines „Speed Of The Sound Of Loneliness“ als „Ka Idee“ in sein Ostbahn-Kurti-Repertoire aufnahm.

Auch im Film versuchte sich Prine. 2001 war er in Billy Bob Thorntons White-Trash-Komödie „Daddy & Them“ zu sehen. Zwei Krebserkrankungen hatte er überstanden, vorige Woche wurde er in die Intensivstation eines Krankenhauses in Nashville eingeliefert und beatmet. Nun ist er dort an Covid-19 gestorben.

(APA/dpa)

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