Reportage

Volle Leichenhäuser und volle Parks in New York

In New York bleiben längst nicht alle zu Hause. Die Behörden können die Maßnahmen nicht überwachen: Jeder fünfte Polizist ist in Krankenstand. Bürgermeister de Blasio denkt Massenbegräbnisse an.

Das Wetter in der größten US-Metropole ist großartig. An die 20 Grad, Sonnenschein, leichte Brise. „Stay at home” lautet die offizielle Vorgabe, um der rasanten Ausbreitung des Coronavirus Herr zu werden. An schönen Frühlingstagen zeigt sich jedoch deutlich, dass sich längst nicht alle New Yorker daran halten. Die Parks sind voll und orthodoxe Juden sorgen mit großen Trauerfeiern für Aufregung. Auch vor den „Projects”, den gewaltigen Betonbauten für die untere Einkommensschicht, herrscht reger Betrieb.

Eine Reise durch Brooklyn, jener New Yorker Stadtteil mit den meisten Einwohnern, spricht Bände. Der Prospect Park, eine riesige Grün- und Waldfläche, um die sich ein fünf Kilometer langer Lauf- und Radweg schlingt, ist ähnlich voll wie an den Sommerwochenenden. Viele Menschen tragen Gesichtsmasken, doch bei Weitem nicht alle. An den Eingängen zum Park findet sich die Aufforderung, sechs Fuß, also knapp zwei Meter, Abstand zu halten - eine Order, der man auf dem überfüllten Weg für die Jogger nicht nachkommen kann. 

Bizarr das Bild vor dem Fort Greene Park, einer Grünfläche, die unmittelbar neben dem Brooklyn Hospital Center liegt, ganz in Nähe der Manhattan Bridge. An der Hinterseite des Krankenhauses stehen zwei Kühllaster, um Leichen „zwischenzulagern". Männer in Schutzkleidung bringen die Särge in die Trucks, während sich hinter der Absperrung die Radfahrer auf den Weg in den Park machen. Die Leichenkammern des Spitals sind voll. Berichte aus der Notaufnahme zeichnen ein Bild eines Gesundheitssystems, das kurz vor dem Kollaps steht. Nebenan, im Fort Greene Park, sind Spiel- und Tennisplätze zwar geschlossen, Wiesen und Laufwege aber voll.

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