Kunstszene

„Isolation triggert alte Bindungs­erfahrungen“

D. Jarosch/COurtesie Crone Gallery Berlin, Wien
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Jede volle Stunde, tagein, tagaus empfängt der Künstler und Analytiker Clemens Krauss in seinem Berliner Atelier Freiwillige zu gratis Online-Therapiegesprächen: Es sind performative Ready-Mades, die er in den Kunstkontext verschiebt.

Clemens Krauss ist sowieso eine Ausnahmeerscheinung in der Gegenwartskunstszene. Der 1981 in Graz geborene Künstler hat erst Medizin studiert, dann Kunst am Central Saint Martins in London, und, um seiner Meinung nach beides ideal zu verbinden, dann noch eine Psychoanalytiker-Ausbildung angeschlossen. Diese exotische Mischung materialisiert sich in Ausstellungen wie zuletzt in der Wiener Galerie Crone oder im Kunstraum Innsbruck, wo Krauss neben Malerei, Videos, Installationen sozusagen auch gratis Therapiesitzungen anbietet, deren Erlebnisse er in unterschiedlicher Form in die Ausstellung einfließen, diese so zu einem „Display“ menschlicher Träume und Traumata werden lässt. Und ja, es gibt genug Freiwillige, das Angebot ist sogar meist ausgebucht.

Wie ein erprobtes künstlerisches Konzept in diesen Zeiten neue Wirksamkeit, ja existenzielle Wichtigkeit erlangen kann, ist gerade über die Internetseite des Berliner Ausstellungsortes „Haus am Waldsee“ zu beobachten. Dort ruft Krauss zur Teilnahme an seinem neuen Projekt „Isolation Consultation“ auf, das auf 50-minütigen kostenlosen Sitzungen über Skype oder andere digitale Portale basiert – er in seinem Atelier vor dem Computer sitzend, die Freiwilligen in ihren Isolationsräumen. Wie sonst auch unterliegen diese Gespräche der Schweigepflicht und werden nicht aufgezeichnet.

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