Coronavirus

"Druck aus Peking": Taiwan fordert Entschuldigung von WHO-Chef

APA/AFP/FABRICE COFFRINI
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Die Regierung in Taipeh weist Vorwürfe zurück, Tedros Adhanom Ghebreyesus rassistisch beleidigt zu haben. Der WHO-Chef stehe unter dem Bann Pekings.

Taiwan hat eine Entschuldigung vom Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefordert. Die Regierung in Taipeh hat ihm persönliche Angriffe bis hin zu rassistischer Beleidigung vorgeworfen. Die Vorwürfe von Tedros Adhanom Ghebreyesus seien "unbegründet", sagte eine Sprecherin des taiwanischen Außenministeriums am Donnerstag in Taipeh. Taiwan fordere eine Entschuldigung wegen "Verleumdung".

Taiwan habe "nie dazu ermutigt, persönliche Attacken gegen ihn zu starten oder hat irgendwelche diskriminierenden rassistischen Äußerungen gemacht", so die Sprecherin des Außenministeriums in Taipeh. Tedros hatte am Mittwoch in einer Pressekonferenz zu Geschlossenheit im Kampf gegen die Corona-Pandemie aufgerufen, nachdem US-Präsident Donald Trump seiner Organisation massive Versäumnisse im Kampf gegen das Coronavirus vorgeworfen und mit einem vorläufigen Stopp der Beitragszahlungen seines Landes gedroht hatte. Zugleich warf Trump der WHO vor, zu China-freundlich zu sein.

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Der WHO-Chef vermied es weitgehend, Trump namentlich zu nennen, verwies aber auf die Regierung in Taipeh, die auf Druck Chinas aus der WHO ausgeschlossen worden war. Seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie sei er Beleidigungen und rassistischen Verunglimpfungen aus Taiwan ausgesetzt, sagte Tedros.

Taiwan darf nicht an WHO-Hauptversammlung teilnehmen

"Vor drei Monaten kamen diese Attacken aus Taiwan", sagte Tedros und verwies auf Kritik und Beleidigungen im Internet. "Taiwan, auch das Außenministerium, wussten von der Kampagne. Sie haben sich nicht davon distanziert", sagte der WHO-Chef. Stattdessen habe Taipeh begonnen, ihn "inmitten all dieser Beleidigungen und Verunglimpfungen zu kritisieren".

Taiwans Regierungschefin Tsai Ing-wen lud Tedros am Donnerstag ein, nach Taiwan zu kommen, sich den dortigen Umgang mit der Pandemie anzuschauen und damit "dem Druck Chinas zu widerstehen". "Wir werden seit vielen Jahren aus internationalen Organisationen ausgeschlossen und wir wissen besser als jeder andere, wie es sich anfühlt, diskriminiert und isoliert zu werden", erklärte Ing-wen im Online-Netzwerk Facebook.

Taiwan darf seit 2017 nicht mehr an der jährlichen Hauptversammlung der WHO teilnehmen. Regierungschefin Tsai wirft der Organisation vor, sich dem politischen Druck aus Peking zu beugen.

Nur noch 15 Länder pflegen offizielle Beziehungen

China sieht Taiwan als abtrünnige Provinz an, die wieder mit der Volksrepublik vereinigt werden soll - notfalls auch mit Gewalt. International ist Taiwan zunehmend isoliert, nur noch 15 Länder pflegen diplomatische Beziehungen mit Taipeh.

Tsai ist eine Unabhängigkeitsverfechterin. Seit ihrer ersten Wahl im Jahr 2016 haben sich die Spannungen zwischen Peking und Taipeh verschärft. Seither wird Taiwan von einer zunehmenden Zahl internationaler Organisationen ausgeschlossen.

(APA/AFP)

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