Wie ich ein Goethe-Zitat meines verewigten Deutschprofessors neu zu verstehen lernte.
„Anders lesen Knaben den Terenz, anders Grotius.“ Es war einer jener Sätze, die uns der Deutschprofessor einfach hinwarf: Denkanstöße waren sein Geschäft. Wir wussten nicht, von wem er sprach. Er aber ahnte wohl, dass seiner Klasse weder ein Poet wie Terenz noch ein Universalgenie wie Hugo Grotius entspringen würde. Er hatte ein Goethe-Wort zitiert, aber das erkannte ich viel später. Offenbar sahen die Knaben in Weimar Terenz bloß als Dichter von Liebesgeschichten, während der Philosoph und Rechtsgelehrte Hugo Grotius viel mehr in ihm fand.
Erst heute verstehe ich das Zitat meines Professors. Die meisten meiner Bücher stehen in Wien. Hier in Oberösterreich, im Haus meiner Kindheit, finde ich nur das, was ich vor gefühlten tausend Jahren gelesen habe. Und siehe da: Man kann Bücher nochmals zur Hand nehmen!