Die Welt bis Gestern

Wie uns das Erzählen retten kann

Mary Evans / picturedesk.com
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Es ist ein beliebtes Motiv der Weltliteratur: In schlimmen Zeiten wird gegen die Todesfurcht erzählt. Wer erzählt, der überlebt. Über die Kunst des seriellen Erzählens – von Scheherazades „Geschichten aus 1001 Nacht“ bis zu Netflix-Serien.

Es ist Literatur auf Leben und Tod. Scheherazade erzählt um ihr Leben. Und wird mit den „Geschichten aus 1001 Nacht“ zu einer der bekanntesten Erzählerfiguren der Weltliteratur. Der jungen Frau droht jeden Morgen die Hinrichtung, es sei denn, sie schafft es, ihren grausamen Ehemann, den Sultan, mit einer Geschichte so zu fesseln, dass er in der nächsten Nacht Lust darauf hat, die Fortsetzung zu erfahren. Am Morgen ist immer dasselbe Ritual: Scheherazades Zuhörer, der Sultan, und ihre Schwester Dinarzade bitten sie, abends den Faden der Erzählung wieder aufzunehmen.

Was die Erzählerin rettet, ist die Spannung, die durch die Unterbrechung entsteht. Ihre Geschichten müssen so unwiderstehlich sein, dass keiner es über sich bringt, sie zu töten, ehe das Ende erzählt ist. Sie handeln von großen Herrschern und einfachen, aber klugen Untertanen, von Tieren und Dämonen, unglaublichen Abenteuern, Geschichten über Magie, Moral und Weisheit. Sie sind aus der Weltliteratur nicht mehr wegzudenken, obwohl es nie ein Original gegeben hat. Dafür aber 1001 Erzähler.

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