Song der Woche

Zinn: Ja, wo bleibt die Melancholie?

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Das österreichische Trio Zinn (Margarete Wagenhofer, Jasmin Strauss, Lilian Kaufmann) ließ sich stilsicher im Karl-Marx-Hof fotografieren. Es publiziert beim Label Numavi.

Zinn: „Lethargie“. Kollege Samir H. Köck hat sicher große Freude mit der Grundhaltung dieses Trios: Es bekennt sich wie er offensiv zu Melancholie (als Antwort auf die Frage: „Wie geht man um, mit all dem in einem selbst und da draußen?“, so der Pressetext). Ist Melancholie aber dasselbe wie Lethargie? Mit seinem stoisch auf zwei bis drei Akkorden geschrummten Gitarrenrhythmus und dem kargen Text klingt dieser Song tatsächlich recht lethargisch – doch da sind da noch diese herzige Miles-Davis-zum Mitsummen-Trompete und die schön im Dialekt gehaltene Zeile „Mit dir kann ma doch nix måchen“, die ein wenig Augenzwinkern vermitteln. Und dann, ganz plötzlich, stürmt ein heftiges E-Gitarren-Riff ohne anzuklopfen ins Zimmer, das Schlagzeug stürzt hinterdrein, die Trompete tönt ernst, dramatisch, geradezu apokalyptisch . . . Was ist da passiert? Was hat den Song aus der Lethargie gerissen? Und wo bleibt jetzt die Melancholie? Gute Frage.

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Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2020)

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