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Waldbrände in Tschernobyl-Sperrzone: Sorge vor radioaktivem Rauch

(c) APA/AFP/VOLODYMYR SHUVAYEV (VOLODYMYR SHUVAYEV)
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Seit rund zehn Tagen tobt ein Feuer in der Sperrzone. Die ukrainische Regierung erklärte am Dienstag, die Lage sei unter Kontrolle. Doch die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt indes vor radioaktiven Partikeln.

Es sind die schwersten Waldbrände in der Sperrzone rund um das frühere Atomkraftwerk Tschernobyl: Seit zehn Tagen wüten mehrere Brandherde in dem radioaktiv verseuchten Gebiet im Norden der Ukraine. Aufgrund der Trockenheit verbreiteten sich die von Menschenhand gelegten Brände in der 30 Kilometer großen Sperrzone schnell. Umweltschützer warnen vor einer möglichen Verbreitung radioaktiver Partikel.

400 Feuerwehrleute sind gegenwärtig im Einsatz. Sie standen den Flammen an manchen Tagen hilflos gegenüber. Zuletzt halfen auch Helikopter und Löschflugzeuge bei der Bekämpfung des Feuers. Am Dienstag gab die Regierung in Kiew bekannt, dass der Brand zwar noch nicht komplett gelöscht, aber unter Kontrolle sei.

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Doch was Ausmaß und Bedrohung des Feuers angeht, so gibt es widersprüchliche Angaben – und daher auch Skepsis, was das Behörden-Management betrifft. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij versprach der Bevölkerung Transparenz und rasche Aufklärung. „Die Gesellschaft muss die Wahrheit kennen und in Sicherheit sein“, sagte er am Montagabend.

Umweltschützer warnen vor Rauchwolke

Die Brände haben seit 4. April offiziellen Angaben zufolge ein Gebiet von 35 Hektar verwüstet. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die sich auf Satellitenbilder berief, sprach hingegen von zwei großen Brandherden, jeweils 34.000 Hektar und 12.600 Hektar groß. Eine Fläche also, die um ein Vielfaches größer wäre. Greenpeace warnte vor dem Wind, der den Rauch in Richtung der nur 130 Kilometer entfernten Hauptstadt Kiew treiben könnte.

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Zeitweise kamen einzelne Brandherde gefährlich nah an erheblich radioaktiv verseuchtes Gebiet heran: etwa an die nach dem Reaktorunglück Ende April 1986 evakuierte Stadt Pripjat, die heute menschenleer ist und nur wenige Kilometer vom Reaktor entfernt liegt. Einzelne Brandherde erreichten auch ein Gebiet, das als „roter Wald“ bekannt ist. Durch die radioaktive Strahlung starben dort alle Bäume ab.

Man habe kurzzeitig erhöhte Werte von Caesium-137-Partikeln im Kiewer Gebiet südlich der Unglückszone festgestellt. Die generellen Strahlungswerte aber bewegten sich im Normbereich, erklärte der Katastrophenschutz. Verantwortlich für die Waldbrände soll ein 27-jähriger örtlicher Bewohner sein, der das Feuer absichtlich gelegt haben soll.

Präsident Selenskij hatte noch vor Ausbruch der Coronakrise eine Initiative gestartet, um die Sperrzone vermehrt für Tourismus zu öffnen. Aufgrund bürokratischer Hürden und umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen wird täglich nur eine gewisse Zahl an Besuchern zugelassen. Tagestouren nach Tschernobyl erfreuten sich vor allem nach Ausstrahlung der gleichnamigen HBO-Serie großer Beliebtheit.

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