Pandemie

Fuchs und Hase auf den Straßen: Als die Tiere den Wald verließen

Zwei Damhirsche sehen sich in Boissy-Saint-Léger nahe Paris um
Zwei Damhirsche sehen sich in Boissy-Saint-Léger nahe Paris umAPA/AFP/HANDOUT
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Durch die Corona-Pandemie wirken die Städte wie ausgestorben. (Wild-)Tiere haben dadurch weniger Scheu, durch die Straßen zu streunen. Von Pumas bis hin zu Alligatoren.

Die Corona-Pandemie hat nahezu überall auf der Welt die Straßen geleert. Von Menschen jedenfalls. Denn nun erobern (Wild-)Tiere den verwaisten Asphaltdschungel: Füchse und Damhirsche rund um Paris, Wildhasen in Christchurch, Pfaue in der andalusischen Stadt Ronda – aus vielen Ecken der Welt teilen User in sozialen Medien Bilder von ihrer Nachbarschaft, in die sich nun die Tiere trauen. Dabei sind manche Tierarten verzweifelter als andere: Vögel, deren Nahrung von Menschen abhängt, haben es schwer, Futter zu finden. Ratten ebenfalls: In New Orleans werden Straßenzüge regelrecht von Ratten überfallen, denn sie finden keine Essensreste mehr. Andere Tiere wiederum wollen nur nachsehen, was es mit den leeren Straßen auf sich hat. Eine kleine Tour d`Horizon.

Eine normalerweise nachtaktive Schleichkatze in Kozhikode, im indischen Bundesstaat Kerala, streift tagsüber durch die Stadt – und benutzt den Zebrastreifen. Das Tier sieht müde und mitgenommen aus. Die Schleichkatzen leben in der hügeligen Landschaft im Norden Keralas und sind gefährdet, weil sie Lebensraum verlieren. Manche Arten gelten gar als Delikatessen, es heißt, dass durch den Verzehr einer Schleichkatze ein Sars-Virus entstanden ist.

Seit Beginn der Ausgangssperre haben Bewohner der chilenischen Hauptstadt Santiago mehrere Pumas gesichtet, die bis in die Wohngebiete vorgedrungen sind, um in der ruhigen Stadt nach Beute zu suchen. Ein junges Tier wurde beobachtet, wie es mühelos hohe Mauern übersprang – es wurde schließlich betäubt und gefangen genommen. Der Zoo in Santiago untersuchte das Tier, ehe es die Mitarbeiter wieder in die Freiheit entließen.

Die Gunst der Stunde nutzte auch ein Rudel Kaschmirziegen, die durch die leeren Straßen des walisischen Städtchens Llandudno spazierten. Der User Andrew Stuart folgte den Tieren und musste feststellen, dass diese randalierten: Sie fraßen sich durch die Hecken der Nachbarschaft. Die Tiere wurden schließlich festgenommen. Andrew Stuarts (freilich nicht ganz ernst gemeinter und amüsanter) Thread zu dieser Kriminalgeschichte:

Die Ruhe auf den Straßen im Osten Londons haben Hirsche zum Anlass genommen, sich die Architektur der Gegend näher anzusehen. Die Herde besichtigte einige Wohnanlagen und machte es sich schließlich in der Grünanlage zwischen den Bauten gemütlich. Die Tiere leben eigentlich in Dagnam Park in den Ausläufern der Stadt, sie sind daher nicht wirklich menschenscheu. Manche ließen sich von Fußgängern mit Karotten füttern.

Die Stadtverwaltung von San Francisco hat die Bürger aufgefordert, sich nicht in die Nähe von Kojoten zu begeben, die in Corona-Zeiten immer öfter in den leeren Straßen der Stadt wildern. Viele Einwohner teilen zumindest in den sozialen Medien die Bilder, die sie von den Raubtieren machen konnten. Kojoten leben hier in den umliegenden Wäldern. Weil sie unter anderem Ratten töten, sind Kojoten willkommen und ihr Bestand hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stabilisiert.

In Myrtle Beach in South Carolina ist es im Frühjahr selten leer. Die länger andauernde Stille hat die Alligatoren in der Gegend stutzig gemacht: Mehrere wurden gesichtet, wie sie den Strand – und die leeren Geschäfte – in Augenschein nahmen. Ein Alligator visierte gezielt ein Weihnachtsdeko-Geschäft an, musste jedoch feststellen, dass der Laden geschlossen hat.

Es ist nicht so, dass Wildschweine niemals in Barcelona gesichtet würden. Ab und an verirrt sich ein Tier, das normalerweise im nahen Mittelgebirge Serra de Collserola lebt, in die Stadt. Doch in Corona-Tagen haben die Tiere keine Scheu, die Stadt im Rudel zu erobern.

Der Yosemite Nationalpark in den USA – ein beliebtes Urlabus- und Abenteuerziel – ist geschlossen. Die Tiere, die hier leben, feiern regelrechte „Partys“, wie es eine Biologin vor Ort ausdrückt. So vergrößert sich beispielsweise der Radius der Bären, die ja normalerweise den Wanderwegen ausweichen. Beobachter haben noch etwas erfreuliches festgestellt: Die Bärenpopulation habe sich vervierfacht, heißt es.

(duö)

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