Coronakrise

Uniqa: Dividende weg, Verlust möglich

Uniqa-Vorstand Andreas Brandstetter.
Uniqa-Vorstand Andreas Brandstetter. APA/HERBERT NEUBAUER
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Die börsenotierte Versicherung streicht ihre Ausschüttungen für 2019 zusammen und lässt die Dividende für 2020 gänzlich ausfallen. Ein Minus im Gesamtjahr schließt man nicht aus.

Eigentlich hätte es ein ganz normales Geschäftsjahr werden sollen. Als die Uniqa Mitte Februar ihre Zahlen für das abgelaufene Jahr präsentierte, war sie noch guter Dinge. Der Gewinn vor Steuern sollte 2020 ein ähnliches Niveau wie im Jahr zuvor erreichen und sich bei knapp unter 300 Mio. Euro bewegen. Vom Coronavirus war da zwar schon die Rede, dass dieses auch Auswirkungen auf Europa haben würde, wollte damals aber kaum jemand glauben.

Wenige Tage später fingen die Börsen allerdings an, das Corona-Risiko einzupreisen − und stürzten ab. In der Spitze haben die Märkte rund ein Drittel ihres Werts verloren, wenngleich es jüngst zu einer Gegenbewegung kam. Doch geht inzwischen auch der Internationale Währungsfonds von einer handfesten Rezession (siehe Bericht Seite 1) aus. Die Geschäfte dürften also vielerorts noch eine Weile schlecht laufen.

Diese Entwicklung geht auch an der Uniqa nicht vorüber. In einer Ad-hoc-Mittelung gab sie am Dienstag bekannt, im ersten Quartal ein negatives Vorsteuerergebnis zu erwarten. Konzernchef Andreas Brandstetter bezifferte dieses gegenüber der „Presse“ auf eine Spanne zwischen minus 20 bis minus 30 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2019 war hier noch ein Plus von 43 Mio. Euro gestanden.

Der nun anfallende Verlust kommt, wie Brandstetter betont, aber nicht aus dem Versicherungsgeschäft, sondern aus den Kapitalanlagen. Hier gab es zahlreiche Abschreibungen, etwa auf Anleihen. Deren Kurse fließen Stichtags-bezogen in das Ergebnis ein.

Neugeschäft leidet

Doch auch für das Gesamtjahr erwartet die börsenotierte Versicherung ein „möglicherweise negatives“ Vorsteuerergebnis. Das hat nicht nur damit zu tun, dass die Kapitalmärkte im laufenden Jahr wohl volatil bleiben werden. Auch das Neugeschäft leidet. In manchen Bereichen, wie der Kfz-Versicherung, sei es um rund 50 Prozent zurückgegangen. „Die Menschen haben derzeit andere Sorgen, als an den Neuabschluss einer Versicherung zu denken“, sagt Brandstetter.

Zwar könnte man meinen, dass die Aufforderung an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben, sich positiv niederschlägt, weil weniger Freizeitunfälle geschehen oder weniger Arztrechnungen eintrudeln. Aber das werde von anderen Bereichen aufgefressen: Der Schaden, der etwa durch den Ausfall von Veranstaltungen wie Konzerten, Skirennen oder Festivals entsteht, wird von Brandstetter auf 150 Mio. Euro (für die gesamte Gruppe) beziffert.

„Aktionäre beteiligen“

Für das laufende Geschäftsjahr 2020 wird die Uniqa deshalb auch keine Dividende ausschütten, die Boni für den Vorstand werden ebenfalls entfallen. Anders sieht die Sache aber für das abgelaufene Jahr aus. Da wird es noch eine Dividende geben, sie soll allerdings von 54 Cent auf 18 Cent zusammengestrichen werden. Statt rund 165 Mio. Euro fließen nun 55 Mio. Euro an die Anleger. „Das Vorjahr war gut, und wir wollen unsere Aktionäre, darunter auch 30.000 Kleinaktionäre, angemessen beteiligen.“

Die Europäische Versicherungsaufsicht und auch die heimische Finanzmarktaufsicht haben den Versicherungen empfohlen, auf Gewinnausschüttungen zu verzichten. Die Uniqa sieht sich für eine solche jedoch ausreichend kapitalisiert. Die Solvenzquote habe zum Jahresende 216 Prozent betragen. Selbst zum ersten Quartal sei sie am oberen Ende der angestrebten Bandbreite gelegen.

Kurzarbeit hat das Unternehmen (mit allein 6000 Mitarbeitern in Österreich) übrigens keine beantragt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2020)

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