Glosse

Die Corona-Statistik lässt Tote auferstehen

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In der Frage, wann ein Todesfall als Corona-Todesfall gilt, geht Österreich neuerdings doppelte Wege. Was zu erstaunlichen Ergebnissen führt.

Wer sich mit den Daten zur Corona-Krise befasst, weiß: Die Sache mit den Zahlen ist tückisch, sehr tückisch. Da will man zum Beispiel gerne Vergleiche anstellen, wie sich die Pandemie weltweit entwickelt, und stößt schnell auf Hindernisse: Andere Länder, andere Testintensitäten, andere Dunkelziffer, andere Meldestrukturen, überhaupt andere Datenqualität, andere Bevölkerungsstrukturen, andere Definitionen. Ergo: Vergleiche eher schwierig.

Was die Definitionen angeht, gibt es etwa Länder, die in ihren Angaben der Todesfälle nur jene Personen zählen, die tatsächlich an der Viruserkrankung gestorben sind, und andere Länder, die alle Personen zählen, die nach einer Infektion verstorben sind, auch wenn die Todesursache eine ganz andere war, etwa ein Unfall oder eine Vorerkrankung. Und dann gibt es Österreich.

Österreich zählt offenbar beides ein bisschen: In den Zahlen, die seit Ende März jeden Vormittag vom Innenministerium veröffentlicht und auch auf der Webseite des Sozialministeriums übernommen werden, werden - so wird deklariert - alle Verstorbenen mit positivem Covid-19-Test ungeachtet der Todesursache gezählt. Seit Dienstag kann man aktuelle Daten zu den Verstorbenen nun auch dem Dashboard des Sozialministeriums entnehmen, das stündlich aktualisiert wird. Dort setzt man aber offenbar auf eine andere Definition: Hier werde nämlich, so steht es in den Erläuterungen, nur gezählt, wer tatsächlich an Covid-19 gestorben ist (wie immer man das auch eindeutig feststellen mag).

55 Menschen nicht mehr tot?

Und so dürfte es kein spätes Osterwunder, sondern quasi österreichische Gründlichkeit gewesen sein, die – neben einer Reihe anderer Faktoren – zur Situation führte, dass am Mittwochvormittag vom BMI 393 Corona-Todesfälle vermeldet wurden und es am Mittwochmittag laut Sozialministerium nur noch 338 waren. Dazu kommt, dass die jeweiligen Systeme ihre Daten anders erheben - und in den BMI-Zahlen etwa Fälle mitgerechnet sein könnten, die im Epidemiologischen Melderegister (EMS), auf welches das Dashboard zugreift, noch gar nicht eingetragen sind.

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