Der Frühling war trocken, die Flüsse führen wenig Wasser. In Österreich produzieren die Donaukraftwerke nur halb so viel Strom wie vor einem Jahr.
Kraftwerke

Österreichs Stromversorgung: "Das System wird anfällig"

Österreichs Strombranche kommt bisher gut durch die Krise. Allerdings nur, weil genug fossile Kraftwerke zur Verfügung stehen. Das werde sich bald ändern, warnt E-Control-Chef Andreas Eigenbauer. Österreich müsse neue Gaskraftwerke bauen.

Die heimische Stromwirtschaft hat die Coronakrise bisher gut gemeistert. In den Kraftwerken campieren Mitarbeiter, um den Betrieb zu sichern, aus den Steckdosen fließt Strom wie eh und je. Doch gerade die vergangenen Wochen haben auch gezeigt, wie stark das Land immer noch auf fossile Kraftwerken bauen muss. Denn die politisch gewünschte Versorgung mit erneuerbaren Energieträgern hängt derzeit wetterbedingt etwas in den Seilen: Der trockene Frühling ließ die Stromproduktion aus Flüssen im Wasserkraftland Österreich massiv einbrechen. Aktuell liefert die Donau nur etwa halb so viel Energie, vor einem Jahr.

Stromverbrauch in der Krise sinkt

Dass sich das bei den Konsumenten nicht sonderlich bemerkbar gemacht hat, ist einerseits dem geringeren Stromverbrauch in der Krise zu verdanken. Seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen sinkt der Stromverbrauch der Österreicher kontinuierlich. In der ersten Aprilwoche benötigten sie etwa um 19 Prozent weniger Elektrizität als Anfang März. Andererseits kann Österreich aber immer noch auf ein gut ausgebautes Netz an thermischen Kraftwerken zurückgreifen, das die Stromproduktion unabhängig von Wind und Wetter sichert. Im ersten Quartal stemmten Gaskraftwerke fast ein Viertel der heimischen Stromproduktion.
Dieses Sicherheitsnetz für die Energieversorgung ist akut gefährdet, warnt E-Control-Ko-Vorstand Andreas Eigenbauer im Gespräch mit der „Presse“. Denn während die türkis-grüne Koalition den Ausbau von wetterabhängigen Wind-, Wasser- und Solarkraftwerken vorantreibt, verabschiede sich das Land still und heimlich von den „sicheren Kraftwerken“. Im Vorjahr ging etwa das niederösterreichische Kohlekraftwerk Dürnrohr vom Netz. Aus Sicht des Klimaschutzes war das ein wichtiger Schritt. Das Verbrennen von Kohle ist mit Abstand die schmutzigste Art der Stromproduktion.

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