Urnengang

Südkorea: Wahlerfolg durch Kampf gegen Corona

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SKOREA-POLITICS-VOTE-HEALTH-VIRUSAPA/AFP/ED JONES
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Mitten in der Viruskrise hielt Südkorea Parlamentswahlen ab. Die Regierungspartei erringt die absolute Mehrheit. Der wahre Sieger aber ist das Wahlvolk.

Das beeindruckendste Ergebnis der diesjährigen Parlamentswahlen in Südkorea hat weder die linksgerichtete Regierungspartei, noch die konservative Opposition eingefahren - obwohl die Partei von Präsident Moon Jae-in einen haushohen Sieg eingefahren und die absolute Mehrheit erobert hat. Wahrer Sieger des Urnengangs vom Mittwoch ist das Wahlvolk: 66,2 Prozent aller Wahlberechtigten haben inmitten der Coronavirus-Pandemie ihre Stimme abgegeben. Noch nie seit den ersten freien Parlamentswahlen 1992 lag die Wahlbeteiligung im ostasiatischen Tigerstaat derart hoch.

Rund 50 Länder haben bereits Wahlgänge verschoben, viele weitere stehen noch vor einer Entscheidung. Doch wie lassen sich demokratische Wahlen in Zeiten der Pandemie sicher durchführen?

Desinfizierte Wahlkabinen

Die Regeln Südkoreas waren allumfassend: Außerhalb der Wahlkabinen stellten Helfer sicher, dass die Menschen beim Schlangestehen einen Sicherheitsabstand von mindestens einem Meter einhalten. Vor dem Eingang wurde die Körpertemperatur gemessen: Wer Fieber hat, musste in einer separaten, desinfizierten Kabine mit Luftventilation wählen und danach gleich zum Virustest. Wer keine Gesichtsmaske trug, wurde abgewiesen. Für den organisatorischen Mehraufwand hatte die Wahlkommission rund 20.000 Helfer mobilisiert.

Normalerweise sind Wahlkämpfe in Südkorea hochemotional: In Parteifarben gekleidete Kandidaten werfen sich händeschüttelnd in Menschenmengen. Doch jetzt buhlten Kandidaten um die Gunst des Wahlvolks, indem sie öffentliche Plätze mit Desinfektionsspray säuberten.

Noch vor einem Monat sah es so aus, als ob die Oppositionsparteien von der Krise profitieren könnten. Unerbittlich wiesen sie auf die Fehler im Krisenmanagement der Regierung hin; etwa, warum sie keine Einreisesperre für chinesische Staatsbürger eingeführt hat.

Internationales Lob

Doch schnell drehte sich der Wind: Die linksliberale Regierung von Präsident Moon Jae In heimste mit weitflächigen Virustests und aggressivem Aufspüren von Infektionssträngen international viel Lob ein. Die täglichen Neuinfektionen sind auf unter 50 gesunken. 10.500 Infizierte haben die Behörden in Seoul bestätigt, von ihnen sind drei Viertel geheilt.

Das konsequente Vorgehen gegen das Virus scheint sich nun im Wahlergebnis widerzuspiegeln: Am Donnerstag von den Behörden veröffentlichte Teilergebnisse ergaben, dass die Demokratische Partei mindestens 163 der 300 Sitze im Parlament in Seoul geholt hat.

Zusammen mit ihrer Schwesterpartei dürfte sie am Ende auf 180 Sitze kommen und somit über eine komfortable Regierungsmehrheit verfügen. Bisher war Moons Demokratische Partei zwar stärkste Kraft im Parlament, hatte aber nicht die absolute Mehrheit.

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