Quergeschrieben

Warum wir auch in Coronazeiten des Kriegsendes gedenken sollten

Heuer sollte die Erinnerung an die Befreiung vom Nazi-Regime vor 75 Jahren hochgehalten werden. Aber derzeit überwuchert das Thema Pandemie alles. Leider!

Kurt wurde 21 Jahre alt. Er wuchs im Wiener Karl-Marx-Hof auf, musste als 15-Jähriger die Schule abbrechen und stattdessen eine Elektrikerlehre machen. Gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester, Ilse, bekam er eine der begehrten Anstellungen bei der Israelitischen Kultusgemeinde. Weil dort viele Jugendliche arbeiteten und die Zwillinge im Sommer bei den Kinderbetreuungsprogrammen aushalfen, hatten sie einen großen Freundeskreis. Wer noch in Wien lebte, kannte die beiden.
Kurt war religiös, las gern und führte in seinem Tagebuch sorgfältige Bücherlisten. Charles Dickens, Edgar Wallace, Franz Werfel – mit 19 Jahren liebte er Abenteuer- und Kriminalliteratur. Da die Zwillinge die Tagebücher des jeweils anderen lasen, hielt sich Kurt bei Details zu seiner Beziehung mit „Regy“ bedeckt. Klar ist, dass Regina und er mehrfach miteinander spazieren gingen. Dann wurde Regina nach Polen deportiert.

Ilse starb am 12. März 1945, als eine Bombe in das Haus in der Seitenstettengasse einschlug, in dem sie sich versteckt hatte. Einen Monat später, am 12. April 1945, wurde Kurt von einer SS-Einheit ermordet. Gemeinsam mit acht anderen Jüdinnen und Juden hatte er sich im Keller eines Wiener Hauses versteckt. Wenige Stunden später befreite die Rote Armee Wien.

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