Leitartikel

Die Kritik des US-Präsidenten an der WHO ist berechtigt

Die Reaktion der Weltgesundheitsbehörde WHO auf das Coronavirus ist nicht unumstritten.
Die Reaktion der Weltgesundheitsbehörde WHO auf das Coronavirus ist nicht unumstritten.APA/AFP/FABRICE COFFRINI
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Trump will von seinem eigenen Versagen in der Coronakrise ablenken. Doch er liegt richtig, wenn er der Weltgesundheitsorganisation fatale Fehler vorwirft.

Für Donald Trump steht viel auf dem Spiel. Wenn sich die Wirtschaft bis November nicht erholt, kann ihn das Coronavirus das Amt kosten. Der US-Präsident hat in der Gesundheitskrise epochal versagt. Er schlug im Jänner frühe Warnungen seiner Nachrichtendienste, seines Handelsbeauftragten und Gesundheitsministers in den Wind und vergeudete wertvolle Zeit. Trump schränkte damals zwar richtigerweise die Einreise aus China ein, traf sonst jedoch nicht die nötigen Vorkehrungen für eine Pandemie. Er spielte Covid-19 viel zu lang herunter und behauptete, „alles total unter Kontrolle“ zu haben. Seine Regierung sah zu, wie ab Februar die Zahl der Infizierten in die Höhe schoss. Aus Angst, das Geschäftsleben abzuwürgen, widersetzte sich Trump bis Mitte März dem Rat der Experten, Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen zu erlassen. Und als er sich am 16. März endlich dazu durchrang, faselte er davon, dass die Abstandsregeln nach zwei Wochen wieder aufgehoben werden könnten.

Trump hat es vermasselt. Daran gibt es nichts zu rütteln. Die schaurigen Zahlen sprechen für sich: Die USA verzeichnen die mit Abstand meisten bestätigten Coronafälle: mehr als 614.000 von weltweit zwei Millionen. In keinem anderen Land starben mehr Menschen an der Infektionskrankheit: rund 30.000.

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