Post-Corona

Die Zukunft der Modewochen

Werden Modeschauen in Zukunft ganz anders aussehen?
Werden Modeschauen in Zukunft ganz anders aussehen? (c) Getty Images (Pascal Le Segretain)
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Einige Fashion Weeks wurden bereits abgesagt und auch im Herbst wird der Modezirkus wohl nicht wie gehabt stattfinden. Welche Chancen und Möglichkeiten ergeben sich dadurch?

Schon bevor das Coronavirus unsere Verhaltens- und Denkmuster über den Haufen geworfen hat, wurde laut überlegt, welchen Zweck Modewochen überhaupt noch erfüllen. Wenig nachhaltig, viel zu teuer und elitär obendrein lautete die Kritik, wenn Journalisten, Einkäufer, Influencer und Stars die Modemetropolen bevölkerten. Sei das in einer digitalisierten Welt überhaupt noch nötig?

Die Haute-Couture-Schauen und die Männermodewoche in Paris wurden bereits abgesagt und momentan scheint es auch unwahrscheinlich, dass im Herbst die Schauen wie gewohnt stattfinden werden. Vor allem in New York und Mailand, Epizentren des Virus, wird das wohl unmöglich sein.

Was also tun? Diese Frage haben sich auch Balmain-Designer Olivier Rousteing, Chloe-Designerin Natacha Ramsay-Levi und Balenciaga-CEO Cedric Charbit gefragt, und zwar in der digitalen Global Conversations Konferenz von "Vogue".

Rousteing möchte seine Shows in Zukunft mehr der Öffentlichkeit zugänglicher machen und eine inklusivere Zuschauerschaft aufbauen. „Ich stimme dem voll zu, dass wir ein Erlebnis brauchen. Ich weiß, dass ich nach dieser Beschränkung etwas auf der Straße schaffen möchte, ich möchte das Zusammensein zurückbringen.

"Ist unser Publikum physisch oder digital? Oder ist es beides? Fragt sich Balenciaga-CEO Chabrit. Er sieht das Virus als Potenzial: „Für mich ist es sehr aufregend, dass Mode und Technik endlich verschmelzen und synchron sind, weil sie einander brauchen."

Für Ramsay-Levi sind die halbjährlichen Modeschauen vor allem eine Möglichkeit, das kreative Potenzial ihres Teams zu präsentieren. Doch auch sie ist für eine Überholung des Businessmodells. Sie ist dafür, weniger anzubieten und nicht mehr dem Gedanken, alles muss ständig neu sein, nachzuhängen. Man sollte weder Materialien, noch Kreativität verschwenden.

Modeschauen ohne Publikum

Wie Modeschauen ohne physisches Publikum aussehen könnten, zeigen die Moskau Fashion Show und die Shanghai Fashion Week, die beide durch das Coronavirus bereits komplett digital stattfanden.

In Russland wurden Modefilme produziert, die dann auf einem internationalen Video-Portal gestellt wurden. Außerdem gab es Partnerschaften mit Modemagazinen und auch dem Retailer Aizel. In China richtete sich die Modewoche mehr an die Einkäufer. Auf der chinesischen Shopping-Plattform Taobao gab es einstündige Livestream-Slots.

Die beiden Beispiele zeigen, dass noch wenig Emotionen entfalten oder ein Narrativ gesponnen werden konnte. Doch genau das ist es, was Modeschauen zu dem machen, was sie sind. Und es geht auch um die Stimmung, das ganze Drumherum. Das lässt sich ausschließlich digital so wohl nicht umsetzen. Wobei man auch sagen muss, dass die beiden Modeevents wenig Vorlaufzeit hatten.

Wie die Modeschauen in Corona-Zeiten aussehen werden und sich danach entwickeln, ist unklar. Vielleicht wird die Produktion lokaler, die Shows ausgewählter, aber auch neue digitale Ansätze verfolgt werden.

Olivier Rousteing will sich jedenfalls nicht einschränken lassen und denkt auch, dass digital Gefühle vermittelt werden können. „Ich sehe digitale Modeschauen als etwas ganz anderes an, weil ich hier meine Schauen auf dem Mond, im Himmel oder auf einer Wolke machen kann. Ich sehe da nicht weniger Emotionen, ich sehe da die Möglichkeit, den Traum aufs nächste Level zu befördern.“ 

>>> Global Conversations Konferenz von "Vogue"

(chrile )

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