Inspiration für Millennials #36. Mit Young Science-Botschafter Gerhard Furtmüller die eigene Persönlichkeit entwickeln. Diesmal: Was vermisst Du in der Krise besonders?
In der letzten Kolumne habe ich erklärt, wie wichtig eine Struktur und die Eigenmotivation für das Arbeiten im Homeoffice ist. Das sind Kompetenzen, die auch nach der Krise noch gefragt sein werden, da das Arbeiten von zuhause aus auch in Zukunft an Bedeutung zunehmen wird.
Die Krise als Treiber
Die Corona-Krise fordert uns seit Wochen täglich heraus und bringt so manchen von uns an seine Grenzen. Dennoch können Dir all diese neuen Herausforderungen auch dabei helfen, Dich als Person weiterzuentwickeln – zum Beispiel indem Du begreifst, wie viel Dir Deine menschlichen Beziehungen wert sind. Davon berichte ich heute.
Das beste Schnitzel der Welt
In unserem Leben haben wir eine Reihe von Beziehungen, die uns wichtig sind. Dazu gehört die Liebe unserer Eltern, die Fürsorge unserer Oma, bei der es noch immer das beste Schnitzel der Welt gibt, und auch das gegenseitige Necken mit den Geschwistern. Das alles sind liebgewonnene Gewohnheiten, die in diesen Tagen nicht mehr so unmittelbar spürbar sind.
Das zu laute Lachen
Doch in Wahrheit fehlen uns auch Dinge, die wir häufig nur mit einem aufgesetzten Lächeln ertragen haben, weil sie für uns von eher begrenztem Unterhaltungswert waren. Das kann das viel zu laute Lachen der Schwiegermutter sein, die Flachwitze des Kollegen, bei denen man öfter meinen konnte, man müsse sich sogleich Ducken, oder die stets gleich endenden Abenteurer-Geschichten unseres Onkels, der sich darin kurzerhand immer wieder selbst zum Gipfelkönig der Nation kürte.
Der Tratsch in der Mittagspause
Auch der Job ist nicht mehr so wie vor der Krise! So fehlt vielen von uns nach wenigen Wochen im Home Office das persönliche Gespräch so sehr, dass wir sogar die langwierigen Monologe des Kollegen, die im normalen Alltag nie zu enden schienen, geradezu herbeisehnen. Und selbst der Tratsch über das Wetter, der je nach Witterungsbedingung und Jahreszeit damit endet, dass das Wetter viel zu heiß oder deutlich zu kalt sei, klingt plötzlich recht verlockend. Denn all diese Beziehungen bereichern unser Leben und runden es ab. Sie erzählen die Geschichten über mehr oder weniger bedeutungsvolle Momente.
Vom Eisberg
Die dem Verhalten der Menschen zugrundeliegenden Werte sind in der Regel schwer greifbar. Daher verwenden Organisationskulturforscher für die Erklärung dieses Phänomens das Modell des Eisbergs, bei dem der größte Teil unter der Wasseroberfläche liegt. Werte sind damit für andere, aber auch für uns selbst oft schwer wahrnehmbar – wenngleich sie jede unserer Handlungen direkt beeinflussen.
Schärfe Dein Bewusstsein
Diese Krise kann daher dazu genutzt werden, um genau diese Werte – die sich im Alltag vielleicht viel häufiger durch eine konkrete Wertschätzung offenbaren sollten – an die Wasseroberfläche zu holen. Daher frage ich Dich dieses Mal: „Was vermisst Du besonders?“
Schreibe Deine Erfahrungen dazu auf, besprich Dich mit vertrauten Personen oder schreibe mir ein Mail: gerhard.furtmueller.presse@wu.ac.at.
Gerhard Furtmüller aka Doktor Furti ist Senior Lecturer am Department für Management der Wirtschaftsuniversität Wien und Young Science Botschafter. An der WU begleitet er jährlich Tausende Millennials auf ihrem Weg ins Berufsleben. Seine Publikationen zum Thema Motivationsaufbau sind u.a. im Harvard Business Review erschienen.
https://www.wu.ac.at/management/team/dr-gerhard-furtmueller