Pizzicato

Nomen est omen

Ostern ist vorbei, und doch weht ein Klang des Festes nach.

Welche Bewandtnis hat es damit, dass justament in Jerusalem, dem Sitz dreier Weltreligionen, wo in der Antike Pontius Pilatus als römischer Statthalter waltete und sich im Monty-Python-Klassiker „Das Leben des Brian“ die Volksfront von Judäa und die Judäische Volksfront tummelten und heute gestandene Männer regieren, die im Volksmund Bibi und Benny heißen, ein katholischer Würdenträger namens Pierbattista Pizzaballa wirkt?

Nomen est omen: Dass ein asketischer, italienischer Franziskaner aus der Provinz Bergamo sich in der Altstadt Jerusalems obendrein gegen die orthodoxe katholische Konkurrenz als Hüter der Grabeskirche zu behaupten hat – und in diesem Pizzicato die prominente Rolle des Protagonisten spielt –, ist keine Laune des Schicksals. In seinem lautmalerischen Namen, in dem sich die ehrenwerte Profession des Pizzabäckers mit der Kreativität seiner Eltern mischt, kommen Bodenständigkeit wie Wehrhaftigkeit zum Ausdruck.

Solcherart ausgestattet geht Pizzaballa, nebenbei Pro-Großprior des Ritterordens vom heiligen Grab, ans Werk. Wer wäre je dermaßen prädestiniert gewesen für die Würden und die Wucht der Titel des Erzbischofs und des Apostolischen Administrators des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem?

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2020)

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