Interview

Wer ist eigentlich ein Covid-Toter?

Jens Kalaene/Picturedesk
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Pathologe Martin Klimpfinger erklärt, warum man im Covid-Todesfall eher selten seziert.

Werden Covid-Tote routinemäßig obduziert?

Martin Klimpfinger:
Nein. Der Pathologe entscheidet in jedem Einzelfall in Absprache mit dem Kliniker. In klaren Fällen obduziert man nicht. Es gibt einerseits Patienten, die primär an der Infektion versterben, das wäre der Achtzigjährige mit Lungenentzündung, der an dieser bzw. in der Folge an einem Multiorganversagen verstirbt. Andererseits gib es die große Gruppe jener, die bestimmte Vorerkrankungen haben – z. B. ein Patient mit vorbestehender Lungenerkrankung. Hier bringt Covid das Fass quasi zum Überlaufen. Auch hier obduziert man nur, wenn die Befundlage unklar ist, also die klinische Kausalkette nicht nachzuvollziehen ist.

Wie definiert man überhaupt einen Covid-Toten? Erst hieß es: jeder positiv Getestete, der stirbt. Dann hieß es, nicht jeder, der mit Covid, nur wer an Covid stirbt, zählt. Zuletzt sagte der Gesundheitsminister, man könne das eine vom anderen eh nicht unterscheiden. Wie ist das jetzt?

Man kann nicht sagen, dass automatisch jeder, der positiv getestet wurde, als Corona-Toter gilt. Es geht auch hier um die klinisch-pathologische Zusammenschau: Es braucht eine nachgewiesene Infektion und eine zumindest klinisch belegte Todesursache im Rahmen der Infektion. Und in jenen wenigen Fällen, bei denen man es klinisch nicht weiß, wird obduziert. Manchmal wird auch erst bei der Obduktion der Abstrich gemacht. 

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