Coronavirus

China: „Im Restaurant sind keine Schwarzen erlaubt“

Ein afrikanisches Restaurant in Guangzhou, wo viele afrikanischstämmige Menschen leben.
Ein afrikanisches Restaurant in Guangzhou, wo viele afrikanischstämmige Menschen leben.(c) REUTERS (DAVID KIRTON)
  • Drucken

Der Kampf gegen das Virus in China bringt einen tief verwurzelten Rassismus zum Ausdruck. Besonders getroffen wird die afrikanische Diaspora, die von Schikanen und Diskriminierung berichtet. Proteste bleiben ungehört.

Peking. In den Morgenstunden des 19. Februar standen die Sicherheitskräfte vor Jeromes Haustür. Der 43-Jährige habe drei Tage, um aus seiner Wohnung in Peking auszuziehen. Warum? „In China hat man den Anweisungen der Regierung zu folgen, man stellt keine Fragen“, sagt der Nigerianer.

Zwei Monate später hängt er – schwarze Wollmütze und abgerockte Bomberjacke – mit zwei Freunden an einer Straßenkreuzung im Pekinger Ausländerviertel Sanlitun ab. „Wenn ich dir zeige, wie ich jetzt wohne, wirst du Mitleid bekommen. Aber so ist nun einmal das Leben“, sagt Jerome stoisch. Dann zückt er sein Smartphone und zeigt seine Bleibe der letzten Wochen: der karge Vorraum eines Büros, auf dessen Fliesenboden der Nigerianer jeden Abend einschläft. Schließlich scrollt er weiter durch das Fotoalbum, „zu besseren Tagen“, wie er sagt: Auf einem Bild ist er mit Sonnenbrille zu sehen, zur Seite seine chinesische Frau, in den Armen die gemeinsame Tochter im Kindergartenalter. „Niemand hätte gedacht, dass ausgerechnet ich obdachlos werden würde“, sagt er: Auch er sei ein Opfer von Covid-19 –  zumindest von der nationalistischen Hetzjagd, die den Viruskampf in China begleitet.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

China

Wuhans zaghafte Rückkehr zur Normalität

Erstmals seit Ende Jänner verzeichnete das Land keinen neuen Toten. Zahl der Infizierten liegt offiziell bei 32 – Auslandschinesen, die nach China eingereist sind.
Coronavirus

China meldet erstmals seit Jänner keine neuen Toten

Mehr als zwei Monate nach Abriegelung der Stadt Wuhan sollen die Beschränkungen im Viren-Epizentrum wieder aufgehoben werden.
Die Gefahr einer zweiten Welle bleibt solange bestehen, bis man das Virus medizinisch in den Griff bekommt.
Ostasien

Chinas Angst vor der zweiten Viruswelle

Peking hat geplante Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen zurückgenommen. Aus Sorge vor einer Einschleppung des Virus durch Reisende schotten sich auch Südkorea und andere ostasiatsche Länder ab.
Coronavirus

Bürger von Wuhan sollen Schutzmaßnahmen wieder verstärken

In der Millionenmetropole war die Epidemie ausgebrochen. Nun fürchten die Behörden eine zweite Ansteckungswelle.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.