Expertenbefragung

Wiener Speckgürtel: Neuer Schwung für die Stadtflucht

Wohnprojekt in der Kellerberggasse in Wien Liesing.
Wohnprojekt in der Kellerberggasse in Wien Liesing.ZOOM visual project gmbh
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Das Leben am Stadtrand und am Land gewinnt aktuell für viele eine neue Dimension. Die Nachfrage nach Wohnraum wird laut Experten weiter steigen.

Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis, mehr Ruhe und Grün – so mancher hat in den vergangenen fünf, sechs Jahren aus diesen Gründen den innerstädtischen Bezirken den Rücken zugekehrt und sich in einem Bezirk am Stadtrand oder im Speckgürtel angesiedelt. 

Jetzt könnte die Stadtflucht einen neuen Schub erhalten: Denn die Ausgangsbeschränkungen haben so manchem Stadtbewohner die Vorzüge nicht nur von Balkon, Terrasse oder Garten, sondern auch von weniger dicht verbauten Gegenden mit mehr Bewegungsspielraum deutlich vor Augen geführt. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass künftig viele Menschen an den Stadtrand oder aufs Land ziehen“, sagt Oona Horx-Strathern vom Zukunftsinstitut. Der lange Aufenthalt in den eigenen vier Wänden führe schließlich klar vor Augen, dass jeder Quadratmeter zähle. „Dazu kommt, dass die Isolation den Menschen erlaubt, ihre Erwartungen und Bedürfnisse, auch in Hinblick auf das Wohnen, wahrzunehmen“, sagt Horx-Strathern.

»"Die Isolation erlaubt den Menschen, ihre Erwartungen und Bedürfnisse in Hinblick auf das Wohnen wahrzunehmen."«

Oona Horx-Strathern, Zukunftsinstitut

S-Real-Chef Michael Pisecky geht ebenfalls davon aus, dass die in den vergangenen Jahren stark gestiegene Attraktivität des Speckgürtels durch die Coronakrise weiter zulegt. „Man hat dort definitiv mehr Bewegungsfreiheit und Fläche zum Wohnen, das ist extrem gut fürs Wohlbefinden“, sagt Pisecky. Er nennt aber noch einen Treiber für die Übersiedlung ins Grüne: „Wir nehmen aus der Krise einen neuen Digitalisierungsschub mit.“ Denn es habe sich plötzlich gezeigt, dass Home-Office in vielen Unternehmen sehr wohl funktioniere. „Wenn ich also in Zukunft nicht mehr täglich, sondern nur noch dreimal pro Woche an den Arbeitsplatz pendeln muss, kann ich dafür auch leichter einen längeren Weg in Kauf nehmen“, sagt Pisecky.

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