Biodiversität schlittert weiter in die Krise

Weltweit sind eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.
Weltweit sind eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.imago images/YAY Images
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Eine neue Studie zeigt, dass das Festhalten am Wirtschaftswachstum die biologische Vielfalt massiv gefährdet.

Um drei Prozent soll die weltweite Wirtschaftsleistung wegen der Corona-Pandemie schrumpfen, mit diesem Szenario ließ der Internationale Währungsfonds diese Woche aufhorchen. Die Rede ist vom größten Wirtschaftseinbruch seit der Großen Depression in den 1930er-Jahren. Fast gleichzeitig dazu publizierte eine internationale Forschungsgruppe mit österreichischer Beteiligung – sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Boku Wien, der Uni Wien und des Umweltbundesamtes – im Fachmagazin Conservation Letters (13. 4.) eine Studie, die zeigt, dass das Festhalten am Wirtschaftswachstum die biologische Vielfalt massiv gefährdet.

Jenseits des Wachstums

Weltweit sind eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Dieser drastische Artenverlust ist nicht zuletzt auf die Übernutzung der natürlichen Ressourcen des Ökosystems Erde zurückzuführen. Die Folgen für die Gesellschaft sind – besonders unter dem Einfluss der Klimakrise – dramatisch. „Bisher hat die Erhöhung der technologischen Effizienz keine Reduzierung der Ressourcennutzung und der Treibhausgas-Emissionen ermöglicht“, sagt Karl-Heinz Erb von der Boku Wien. „Die Effizienzgewinne wurden durch fortgesetztes Wirtschaftswachstum zunichte gemacht.“

Nichtsdestotrotz: Der Überblick über die internationale Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitspolitik macht deutlich, dass die Mehrheit der Strategien zum Schutz der Biodiversität auf ein weiteres Wirtschaftswachstum setzt. Die Forscherinnen und Forscher schlagen vor, zusätzlich zu den derzeit vom Weltklimarat (IPCC) untersuchten fünf „Gemeinsamen Sozioökonomischen Szenarien“ ein sechstes Szenario („Jenseits des Wachstumsparadigmas“) zu entwickeln.

Publikation:Biodiversity Policy beyond Economic Growth. Conservation Letters, DOI: 10.1111/conl.12713

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2020)

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