Mikrobiologie

Flocken tragen Mikroben in die Tiefsee

Ozeanforscher Gerhahrd Herndl hat Tiefsee-Mikroben vom Forschungsschiff Pelagia aus untersucht.
Ozeanforscher Gerhahrd Herndl hat Tiefsee-Mikroben vom Forschungsschiff Pelagia aus untersucht.Gerhard J. Herndl
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„Meeresschnee“ bringt Nährstoffe und Leben in die dunklen Tiefen der Ozeane.

Die Meere sind voller Leben, auf allen Größenskalen. Der Großteil davon ist für das menschliche Auge unsichtbar: Mikroorganismen gehören wie in jedem anderen Lebensraum der Erde zu den zahlreichsten Kreaturen. In der Tiefsee schwimmen diese aber nicht frei herum, wie ein Team um den Wiener Ozeanforscher Gerhard Herndl von der Uni Wien nun herausgefunden hat (Science Advances, 15. 4.).
Statt dessen leben Mikroben allesamt auf sogenanntem „Meeresschnee“, nährstoffreichen Partikeln, die von den lichtdurchfluteten Oberflächengewässer in die stockdunklen Tiefen der Ozeane rieseln.

Enzyme machen Häppchen

Herndl untersuchte mit seinem Team, wie die Tiefseemikroben ihre Nahrung aus den Flocken gewinnen. Die Einzeller besitzen dafür spezielle Enzyme, die Eiweiße und Kohlenhydrate spalten können. Denn nur kleine Moleküle mit einem Molekulargewicht von weniger als 600 u können von den Mikroben aufgenommen werden, so Herndl – ein u ist ein Zwölftel der Masse eines Kohlenstoffatoms. Einfache Zucker wie Glukose (180 u) können problemlos „geschluckt“ werden, große Kohlenhydrate oder Proteine müssen dagegen in kleinere Häppchen zerteilt werden.

Bisher ist man davon ausgegangen, dass die Enzyme an der Außenhülle der Mikroorganismen verankert sind, da sie sonst mit dem Meerwasser davongetragen würden. Doch Herndls Studie zeigte, dass die Mikroben umso mehr Enzyme frei ausscheiden, je tiefer im Ozean sie leben. „Das deutet darauf hin, dass diese Mikroorganismen in der Tiefe überhaupt nicht im freien Wasser sind, sondern an Partikeln festsitzen“, deutet Herndl seine Ergebnisse. Auf den Flocken würden die Enzyme demnach weniger diffundieren. (APA/däu)

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