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Überraschung: Noch ein neuer Song von Bob Dylan

(c) REUTERS (Mark Makela)
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In „I Contain Multitudes“ träumt sich Bob Dylan in Lebenswelten zwischen Kleinkriminalität und Malerei.

In seinem durch die Seuche erzwungenen Extraurlaub – die Japan-Konzerte im April mussten abgesagt werden, die US-Tour (ab 4. Juni) ist höchst unsicher – findet Bob Dylan Zeit für überraschende Veröffentlichungen. Nach dem monumentalen „Murder Most Foul“ vor drei Wochen ist nun ein Song namens „I Contain Multitudes“ erschienen, kürzer, weniger historischer, aber auch ziemlich programmatisch.

Begleitet von einer grüblerischen Steelguitar, erklärt Dylan sich zum erweiterten Ich, das alles Erlebbare erlebt. Er/es trägt vier Pistolen und zwei große Messer, spielt Beethoven und Chopin (dessen „etudes“ reimen sich auf „multitudes“), malt Landschaften und Akte („nudes“),fährt schnelle Autos und isst „fast foods“. Auch „all the young dudes“ reimt sich gut und ist zugleich ein Song von David Bowie, was dem manischen Zitierer Bob Dylan gut passt. Diesmal erwähnt er auch die Rolling Stones („British bad boys“), Edgar Allan Poe, William Blake und Indiana Jones, doch es wirkt nicht aufdringlich, weil der ganze Song nicht nur abgeklärt wirkt, sondern auch augenzwinkernd, als wollte Dylan sagen: Hört euch den alten Sänger an, was der sich alles einbildet!

Zugleich ist „I Contain Multitudes“ natürlich Wasser auf die Mühlen aller Dylan-Exegeten, die Dylan in der Bluestradition sehen, wo das selbst Erlebte und das Erzählte, das erstmals Erfahrene und das Weitergetragene ineinanderfließen. Zu Beginn seiner Karriere stellte er sich gern als Ausreißer oder als Waisenkind aus Oklahoma dar, heute versammelt er „all the pretty maids and all the old queens from all my past lives“. Der Ton ist natürlich elegischer geworden: „Today, tomorrow, and yesterday, too, the flowers are dyin' like all things do“, so beginnt dieser feine Song. Bei dem es übrigens – im Gegensatz zu „Murder Most Foul“ - denkbar ist, dass er ganz frisch aufgenommen ist. Wer weiß, vielleicht folgt bald ein ganzes Album mit eigenen Songs. Es wäre das erste seit „Tempest“ (2012).

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