In Wien findet er sich als architektonisches Element etwa in der Griechengasse.
Unverhofft kommt oft: Man vertritt sich kurz die Beine und lernt dabei ein neues Wort kennen: Schwibbogen etwa. „Bereits im 15. Jahrhundert erhob sich an dieser Stelle ein Schwibbogenhaus” liest es sich auf einer Gedenktafel im Wiener ersten Bezirk, ganz in der Nähe des Franziskanerplatzes.
Wie darf man sich das vorstellen? In der Architektur dienen Schwibbögen der Abstützung von gegenüberliegenden Mauern oder Gebäuden und können ganze Straßen überspannen – und scheinen dabei quasi zwischen den Häusern zu schweben. Der Bogen ist so übermauert, dass sich oben ein gerader Abschluss ergibt. Oft bilden auch mehrer Bögen zusammen ein Strebewerk. Manchmal wurden sie auch als begehbare Verbindungsbrücke zwischen den Obergeschossen der abgestützten Häuser ausgeführt. Sprachlich ist der Schwibbogen ein Zeuge der westgermanischen Herkunft des Wortes schweben „swib–æ“, das auf indogermanisch „swei“, schweifen, beruht. Häufig zu finden ist er in engen Gassen, deren Gebäude noch aus dem Mittelalter stammen – etwa in der Griechengasse in Wien oder der Grazer Davidgasse.

Das Wort hat noch andere Bedeutungen: In Teilen Österreichs versteht man darunter einen gewundenen Bogen aus Tannenreisig, der, mit Blumen verziert, vor dem Haus eines Brautpaares aufgestellt wird. Und im Erzgebirge wird ein Teil der Weihnachtsdekoration so genannt – nämlich ein Bogen mit mehreren Kerzen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2020)