Gastkommentar

Die Corona-Krise wird zum Daten-Debakel

CORONAVIRUS: PK 'AKTUELLES' / KURZ / ANSCHOBER
CORONAVIRUS: PK 'AKTUELLES' / KURZ / ANSCHOBERAPA/ROLAND SCHLAGER
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Der Umgang der Regierung mit den Coronavirus-Daten deutet auf gefährliche Ahnungslosigkeit hin - im besten Fall. Statt statistischer Transparenz scheint das Motto "Tu felix Austria, Maske" zu lauten.

Sie alle kennen das Bild. Rudolf Anschober steht hinter seinem Pult und hält einen Ausdruck mit Kurven zu Covid19 für ein paar Sekunden in die Kamera. Konnte man als interessierter Zuseher schon bisher kaum etwas darauf erkennen, macht die neuerdings aufgestellte Plexiglaswand es unmöglich nachzuvollziehen, worüber sich der Gesundheitsminister in der jeweiligen Pressekonferenz so erfreut zeigt, wenn er nicht gerade wieder seine mitfahrenden Passagiere in der U-Bahn für ihre Masken- und Distanzdisziplin lobt. Schade, denn vermutlich wären manche im Schnelldurchlauf aufgezählten Daten und Fakten dann für die Allgemeinheit einfacher zu begreifen. Will die Regierung das vielleicht gar nicht? Das wäre insbesondere bei der einen Regierungspartei, die unter dem Banner der umfassenden Transparenz wieder in den Nationalrat eingeritten ist, höchst blamabel.

Die Antwort dürfte banaler sein und mag hart klingen. Auch wenn Österreich beim Kampf gegen Covid19 eine grundsätzlich gute Figur im internationalen Vergleich macht, bei der Bereitstellung der relevanten Daten beweist unser Land Inkompetenz. Indizien dafür gibt es leider einige. Das beginnt bei der Art und Weise, wie die Daten aufbereitet werden, geht über die Zählweise weiter und endet bei der Veröffentlichung derselben, die sich so anfühlt als würde man durch eine zu dichte Schutzmaske atmen wollen.

Kurz nach Bekanntwerden der ersten Erkrankungen wurde vom Gesundheitsministerium ein sogenanntes Dashboard ins Leben gerufen, damit interessierte Mitbürger sich nicht allein auf hochgehaltene Taferl verlassen müssen. Ein grundsätzlich guter Zug, nur sind einige Sachen daran zu bemängeln, selbst in der inzwischen dritten Version. Insbesondere, welche Daten dort präsentiert werden.

Bis zum Ostermontag wurden nämlich pro Bundesland die Anzahl der positiv getesteten Personen aufgelistet. Einen Tag darauf waren diese auf einmal weg, es wurden ab dem Nachmittag "aktuell Erkrankte" pro Bundesland ausgewiesen. Bei Wien änderte sich der Wert dadurch um über 600 – natürlich nach unten. Nun könnte man argumentieren, dass diese Zahl aussagekräftiger ist. Allerdings macht es keinen schlanken Fuß, wenn eine bisher genutzte Metrik von heute auf morgen verschwindet. An internationale Stellen wie die WHO und die EU-Seuchenbekämpfungs-Behörde ECDC werden aber weiterhin die Fallzahlen gemeldet. Auf Bezirksebene werden übrigens auch auf dem Dashboard des Gesundheitsministeriums nach wie vor die positiven Fälle ausgewiesen.

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