Designerin Eva Buchleitner, Gründerin des Taschenlabels Eva Blut, im Gespräch über den Stand der Dinge. „Mode transportiert immer auch ein Menschenbild“, sagt sie - darum habe auch diese jetzt eine Berechtigung.
Das in Wien beheimatete Modelabel Eva Blut gibt es seit 1999 - seit zehn Jahren legt Gründerin und Designerin Eva Buchleitner ihr Hauptaugenmerk auf vielseitige Taschen. Besonders bemüht sie sich darum, mit ihrer Arbeit die Grenzen zwischen modischer Schönheit und Funktionalität verschwimmen zu lassen. Die Modelle ihrer Kollektion sind leicht, verschiedene Materialien werden miteinander kombiniert.
Beginnen wir mit etwas Fröhlichem: Welches ist Ihr Lieblingsstück aus der aktuellen Kollektion?
Das Modell „Expand“: Die Tasche hat eine sehr geräumige und stabile Form, verfügt über angenehme Seil-Griffe zum Tragen in der Hand, hat aber auch Riemen zum Umhängen. Praktisch finde ich auch die zwei großen, seitlich angebrachten Außenfächer.
Wie gehen Sie mit der derzeitigen Situation um?
Zum einen bin ich ziemlich damit beschäftigt, meinen neuen Onlineshop in die richtige Form und zum Funktionieren zu bringen, um etwaige Umsatzeinbußen - die durch das geschlossene Geschäft entstanden sind - abzufedern. Nur so kann ich meine Fixkosten und jene, die mir zuarbeiten, darunter viele Einzelunternehmer, auch bezahlen. Zum anderen betreue ich seit letzter Woche wieder meine Kunden. Darüber bin ich sehr froh. Ich führe mein Geschäft nicht anders als davor, aber ich merke schon eine Änderung des Kundenverhaltens. Alle reagieren sehr achtsam, halten genug Abstand und sind sehr eigenverantwortlich.
Wie kann es in der Mode weitergehen?
Das Karussell ist zum Stopp gekommen und das setzt den Kopf frei, vieles infrage zu stellen. In diesem Umstand sehe ich auch eine Chance in dieser Zeit.
Im Moment tue ich mir sehr schwer damit, eine künftige Saison zu planen. Es ist davon abhängig, ob das benötigte Material aus Italien verfügbar ist - auch das wird sich erst zeigen. Generell kann ich nicht so tun, als wäre gerade nicht ein großer Bruch im Gange.
Was wird sich verändern?
Für mich ist diese Krise sehr stark verzahnt mit der Klimakrise. Endlich tun wir vieles nicht, wovon wir wissen, dass es eine Kehrseite hat. Wir können jetzt betrachten - wenn die Angst sich nicht einmischt -, wie unser Tun das befördern kann, was uns wirklich wichtig ist. Wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch. Wenn durch diese Krise vieles zusammenbrechen sollte, so wünsche ich mir - abseits dessen, dass die Not bewältigt wird - dass das weiter besteht, was das Gemeinwohl braucht.
Welche Rolle kann Design in dieser Situation spielen?
Mode mag da höchst ungeeignet erscheinen, aber dies ist mein Vehikel, in dem ich auch Zusammenarbeit, den Einsatz von Ressourcen und nicht zuletzt Gebrauchsgegenstände gestalten kann. Mode transportiert immer auch ein Menschenbild.
Im Verhalten der Menschen sehe ich, auch jetzt, dass sie sehr darauf schauen, wo sie sich versorgen. Das hilft in diesen Tagen denen, die wie mein Label Eva Blut versuchen regional und kleinräumig und unter fairen Arbeitsbedingungen zu produzieren.
Wie hat sich der Kundenzuspruch verändert? Was wird besonders gern gekauft.
Mir scheint, dass Taschen auch jetzt gefragt sind, weil sie ihre Funktion auch zuhause haben: Darin ist beisammen, was man immer wieder braucht und nicht dort und da suchen möchte.
Und es sind vor allem größere Taschen, in denen man auch seinen Einkauf unterbringt. Oder ganz kleine für den Spaziergang, wo man möglichst unbelastet bleiben will.
Sehen Sie die Krise als Chance für positive Veränderung und wenn ja wie sieht das aus?
Die Krise ist die Chance mit dem aufzuhören, wovon wir bereits wissen, dass es unsere Zukunft bedroht. Wir lernen gerade, ohne vieles auszukommen und dabei keinen Mangel zu empfinden. Und wir haben - aus dem Rad geworfen - Raum uns vorzustellen, wie Gesellschaft, Wirtschaft und ja, auch Mode grundlegend anders funktionieren könnte.