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"Der kleine Songcontest": Auch Waterloo liebte Malta

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Viele Überraschungen beim zweiten Abend des „Kleinen Song Contest“ im ORF. Malta triumphierte, Russland amüsierte.

„Sie singt die Natur an, sie singt die Menschen an!“ Hansi Kreuzmayr vulgo Waterloo geriet über das Video von Destiny, der stimmstarken Vertreterin von Malta, nachgerade in Emphase. Bis dahin war die zweite Ausgabe des „Kleinen Song Contest“ für den großen Naiven des Austropop eine ziemliche Niederlage gewesen. Jetzt aber weiteten sich seine Pupillen, kam Spannung in den Hobbyindianerleib: „Ich gebe neun Punkte!“

Andere ließen sich von ihrer Freude über das lebhafte „All Of My Life“, das ganz zum Schluss präsentiert wurde, noch weitertragen. César Sampson und Conchita, die den besten Geschmack in der Jury haben, gaben zehn Punkte, Nadine Beiler und Manuel Ortega sogar zwölf. Damit wurde der maltesische Beitrag in letzter Sekunde zum Sieger eines musikalisch gesehen doch recht durchwachsenen Wettbewerbs.
Es war auch ein Abend der durchkreuzten Erwartungen. Die mit Startnummer eins ins Rennen gegangenen Russen gaben sich mit „Little Big“ von Uno schräg, wie es sonst nur die Finnen wagen. Diese latinesk angehauchte Micky-Maus-Popnummer ging flugs ins Ohr, und diese Kombo hat auch den mutigsten Schneider: Herrliche Siebzigerjahre-Schnitte und -muster werteten die schmissige Tanzchoreografie auf. Eine Art molliger Fossibär tanzte ungewöhnlich elastisch im lichtblauen Pyjama.

Die nächste Überraschung lauerte mit Startnummer zwei: ein Franzose, der Englisch sang! Und dies auf den luftigen Höhen des Eiffelturms. Sonst tun die Pariser, wenn man sie „en anglais“ nach dem Weg fragt, gerne auf blasiert, sie verweigern ja auch standhaft das Wort „Computer“ („Ordinateur“ sagen sie). Tom Leeb könnte vom Namen her Brite sein. Er ist aber ein bekannter Pariser Komiker, Schauspieler und Songwriter, der für die Eurovision unangenehm pathetisch den Nachthimmel ansang. Von der Pomade bis zur Seicherlpopmelodie war alles Klischee. Und doch ging nach dieser nokturnen Performance ein Mund auf: jener von Schlagersängerin Petra Frey, die dem ölig frisierten Schlurf gleich zwölf Punkte zusprach, wo sie sonst nur ein, zwei vergab.

Auch Schweden überraschte. Statt blonder Hünen sangen dunkelhäutige Damen namens The Mamas, statt hüftsteifem Kommerzrock gab es vitalen Gospel mit modernem Beat. Das vielleicht beste Lied des Abends hatten die Schweizer: „Réspondez-moi“ von Gjon's Tears berührte tief. Über den Rest wollen wir besser schweigen. Das Finale folgt am 18. April.

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