Coronavirus

Chinas großes Ablenkungs­manöver

Ungewöhnlich aggressiv versucht Peking, seine Rolle in der Coronakrise zu verschleiern. Doch die Strategie ist im Inland umstritten und kann nach hinten losgehen.

Derart scharfe Worte aus Europa sind selten – doch sie häufen sich in der Coronakrise: China müsse „harte Fragen“ zum Ausbruch der Pandemie beantworten, drohte der britische Außenminister, Dominic Raab. Sogar Londons Deal mit dem Mobilgiganten Huawei zum Ausbau des 5G-Netzes wackelt. Auch Frankreichs Präsident, Emmanuel Macron, kritisiert Pekings Krisenmanagement: „Es sind offensichtlich Dinge geschehen, von denen wir nichts wissen.“ Längst bläst der Volksrepublik nicht mehr nur aus den USA rauer Wind entgegen.

Die KP-Führung könnte volle sechs Tage von der drohenden Pandemie gewusst haben, bevor sie die Bevölkerung informierte, zeigen der „AP“ zugespielte Dokumente. Nachdem Peking das Virus weitgehend unter Kontrolle gebracht hat, widmet es sich daher ungewöhnlich aggressiv einer anderen Kampagne: der Imagepolitur. Diese Strategie könnte aber nach hinten losgehen.

An vorderster Front steht nicht nur Xi Jinping. Seit Wochen inszeniert der Staats- und Parteichef seine Telefonate mit Amtskollegen. In der Parteizeitschrift „Qiushi“ beschwört er einmal mehr eine „Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“ im Kampf gegen das Virus. Fast bescheiden gibt er sich. Dankbar revanchiere sich China nun für anfängliche Hilfe aus dem Ausland. Damit spielt Xi auf medizinisches Schutzmaterial und Personal an, das China - zum Teil kostenlos - entsandte.

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