150 Jahre Lenin: Zum Wandel der Erinnerungskultur

Wandel der Erinnerungskultur. Restaurierter Lenin-Kopf, Berlin.
Wandel der Erinnerungskultur. Restaurierter Lenin-Kopf, Berlin.Waechter / Caro / picturedesk.com
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Lenin ist – trotz der drastischen Reduktion seiner Statuen – die meistdargestellte historische Person. Auch sonst liefert er Rekorde – und was hat Darth Vader mit ihm zu tun? Zum 150. Geburtstag von Wladimir Iljitsch Uljanow.

Vor mir liegt ein Büchlein mit dem Titel „Mit Lenin im Herzen“, erschienen 1969 in Alma-Ata, damals erworben in der Wiener Zentralbuchhandlung. Es war die Zeit der von der Studentenbewegung gestellten Fragen, der Proteste gegen den Vietnamkrieg und das Regime des Schah, der Suche nach Alternativen, vermeintlich gefunden in der Kulturrevolution Mao Zedongs: Kritischer Marxismus war in dieser Zeit der Auslöschung des Prager Frühlings durch den „Panzerkommunismus“ (Ernst Fischer) mit diesen Widersprüchen konfrontiert. Die Marxistisch-Leninistische Partei Österreichs wurde 1967 gegründet, in Gegnerschaft zum „Revisionismus“ der KPÖ und der Sowjetunion, in Anlehnung an Albanien und China. Unter linken Studenten war die trotzkistische Gruppe Revolutionärer Marxisten aktiv. Das sozialdemokratische Jahrzehnt Bruno Kreiskys begann.

Die Lyrikanthologie huldigt Lenin unter dem Motto: „Er, dessen Ruf die Rassen all und Völker brüderlich verband.“ Zentral Brechts belehrende Parabel „Die Teppichweber von Kujan-Bulak ehren Lenin“, die statt des Ankaufs einer Lenin-Büste Petroleum auf den Malariasumpf gießen: „So nützten sie sich, indem sie Lenin ehrten und / Ehrten ihn, indem sie sich nützten, und hatten ihn / Also verstanden.“ Für die sowjetische Gegenwart ließ Alexander Reimgen die Nachfahren pathetisch „mitten in Mittelasien im Süden unserer Heimat am herrlichen Teppich des Menschenglücks weben“.

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